Opel-Verkaufsgerüchte:Betriebsrat vermutet "bewusste Rufschädigung"

Die Opelaner gehen in die Offensive: Nach den Spekulationen um den Verkauf der Bochumer Traditionsmarke fordert der Betriebsrat ein Dementi "ohne Wenn und Aber" aus den USA. FDP-Fraktionschef Brüderle warnt General Motors vor einer erneuten "Hängepartie".

Angesichts der Verkaufsspekulationen um Opel hat der Betriebsrat die US-Konzernmutter General Motors zu einem klaren Bekenntnis zu seiner deutschen Tochter aufgefordert. Die Konzernleitung in Detroit müsse die Verkaufspläne "ohne Wenn und Aber" dementieren, teilte der Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, mit. Dies erwarteten die Mitarbeiter in Europa. "Pflaumenweiche Erklärungen helfen weder den Belegschaften noch dem Ruf unserer Produkte."

Opel-Betriebsrat: Verkaufsgeruechte sollen Ruf von Opel schaedigen

"Ich kann nur vermuten, dass der Ruf von Opel beschädigt werden soll": Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel zu den Verkaufsgerüchten um das Bochumer Werk.

(Foto: dapd)

Opel sei für GM auch als Entwicklungsschmiede wichtig. Die Verkaufsspekulationen seien geschäftsschädigend. Deswegen müsse unbedingt geklärt werden, ob sie bewusst in Umlauf gebracht worden seien, forderte Einenkel. Zwei Jahre nach der letztlich doch abgesagten Opel-Trennung von GM waren am Donnerstag wieder Gerüchte über einen Verkauf aufgekommen. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hatte dies als "reine Spekulation" zurückgewiesen, die GM-Zentrale in Detroit schweigt bislang dazu.

Nach Meinung von Betriebsratschef Einenkel sind die Spekulationen über einen möglichen Verkauf bewusst lanciert worden: "Ich kann nur vermuten, dass der Ruf von Opel beschädigt werden soll", erklärte Einenkel. Opel-Fahrzeuge machten derzeit 80 Prozent des Europa-Geschäfts beim Mutterkonzern General Motors (GM) aus. "Das heißt: Der Weltkonzern GM braucht Opel", sagte Einenkel.

Als Auslöser für die Spekulationen vermutet Einenkel ein Interview von Steve Rattner, der im Auftrag der amerikanischen Regierung die Rettung und Sanierung von GM übernommen hatte. Rattner habe sich jüngst zur finanziellen Lage in Europa geäußert und behauptet, GM werde wegen der schleppenden Sanierung in Europa ungeduldig, erklärte der Bochumer Betriebsratschef. "Das ist nicht neu, aber im Gegensatz steht, dass Vorstandsvorsitzender Karl-Friedrich Stracke und Aufsichtsratschef Nick Reilly erst vor wenigen Tagen öffentlich erklärt haben, dass Opel auf einem guten Weg sei, zukünftig profitabel zu sein und einen großen Wert für GM darstellt."

Der "Heilige Geist" und das GM-Management

Am Donnerstag berichteten Spiegel und Auto Bild, GM bereite einen Verkauf des Verlustbringers Opel vor. Warum die Aussagen von Rattner "plötzlich in einigen deutschen Medien aufgriffen wurden oder wer sie dort möglicherweise bewusst lanciert" habe, sollte unbedingt geklärt werden, forderte Einenkel. "Dieses Verhalten ist unverantwortlich. Hier müssen Konsequenzen folgen."

Derweil schürt ein weiterer Bericht Spekulationen: Der Welt zufolge soll es ein Kaufangebot aus China geben. Der chinesische Fahrzeugkonzern BAIC habe dem Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) ein Übernahmeangebot vorgelegt, berichtete die Online-Ausgabe der Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Rückendeckung bekommen die Opelaner von FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle: Er forderte den Mutterkonzern GM auf, den Opel-Mitarbeitern nicht erneut eine "Hängepartie" zuzumuten. "Zu guter Unternehmensführung gehört auch ein verantwortungsvoller Umgang mit den Mitarbeitern", sagte Brüderle. "Den scheint GM vermissen zu lassen. Vielleicht kann ja Pfingsten zur Besinnung beitragen, wenn der Heilige Geist auf das GM-Management kommt." Zuvor hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) GM aufgefordert, Klarheit über die Zukunft seiner Tochter Opel zu schaffen.

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