Opel:Stärkstes Quartal seit zehn Jahren

Widersprüchlicher geht es kaum: Opel ringt derzeit zwar um die Existenz, doch wegen des hohen Absatzes schiebt das Unternehmen inzwischen sogar Sonderschichten.

Opel glänzt inmitten der Verhandlungen über eine Sanierung mit Rekordzahlen. Seit Jahresbeginn seien rund 120.000 Autos verkauft worden, es handele sich um das stärkste Quartal seit zehn Jahren, sagte Vertriebschef Michael Klaus am Freitag auf der Leipziger Automobilmesse.

Opel: Neue Opel-Fahrzeuge: Zuletzt boomte der Absatz.

Neue Opel-Fahrzeuge: Zuletzt boomte der Absatz.

(Foto: Foto: dpa)

Die USA mit dem Opel-Mutterkonzern General Motors und Deutschland bekräftigten derweil ihren Willen zu einer engen Zusammenarbeit bei der Rettung des angeschlagenen Autoherstellers.

Klaus sagte, das Verkaufsergebnis entspreche im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Plus von 60 Prozent. Der Manager verwies dabei insbesondere auf den Ende 2008 neu eingeführten Insignia.

Erwartungen übertroffen

Bis Mitte März seien bereits 80.000 Bestellungen eingegangen. Dies übertreffe die Erwartungen. Angesichts der guten Auftragslage seien im Werk in Rüsselsheim vier Sonderschichten geplant.

Klaus sagte, 2009 werde wegen der gesamtwirtschaftlichen Lage sicherlich kein leichtes Jahr. Angesichts der zahlreichen Innovationen, die Opel zu bieten habe, sei man aber zuversichtlich.

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sieht gute Chancen, für das deutsche Unternehmen einen Investor zu finden. "Es gibt internationales Interesse an diesem Unternehmen", sagte er auf einer SPD-Veranstaltung am Donnerstagabend in Rüsselsheim.

Das Unternehmen könne nur mit einer finanziellen Beteiligung des Staates oder aber zumindest staatlichen Bürgschaften und einem neuen Investor überstehen.

Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent der Bundesbürger allerdings ist gegen einen Einstieg des Staates beim angeschlagenen Autobauer Opel. 41 Prozent sind für eine staatliche Opel-Beteiligung, wie das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer ergab.

Merkel und Obama stimmen überein

Opel und General Motors waren auch Thema in einer Videokonferenz, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama am späten Donnerstagabend abhielten. Beide hätten darin übereingestimmt, dass beide Seiten "sehr eng koordiniert die weiteren Schritte jetzt angehen wollen", erklärte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Wilhelm verwies auf die für die kommenden Tage angekündigte Entscheidung der US-Regierung zu möglichen Hilfen für die Opel-Mutter General Motors sowie für Chrysler. Diese Mitteilung müsse zunächst abgewartet werden, bevor es zu weiteren Schritten komme.

Merkel will am Dienstag das Opel-Werk in Rüsselsheim besuchen. Sie werde dort das Entwicklungszentrum besichtigen und vor Mitarbeitern eine Rede halten, erklärte Wilhelm. Der Besuch war bereits im August 2008, also weit vor der Krise, vereinbart worden.

Am selben Tag will General Motors seinen neuen Sanierungsplan vorlegen. Sowohl Opel als auch General Motors können nach Expertenmeinung nur überleben, wenn Washington und Berlin das Konzept akzeptieren können.

Rheinland-Pfalz könnte Anteile übernehmen

Der Mainzer Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) machte derweil deutlich, dass Rheinland-Pfalz bereit ist, sich an Opel zu beteiligen. Wenn das Unternehmen ein tragfähiges Konzept vorlege, werde die Landesregierung die notwendigen Hilfen leisten. Dazu zählten Darlehen, Bürgschaften und wenn notwendig auch eine zweitweise Beteiligung an Opel.

Der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild schlug für die Rettung von Opel das bei der saarländischen Stahlindustrie gewählte Modell vor. Vor mehr als zehn Jahren sei mit Beteiligung der öffentlichen Hand und der Belegschaften die Struktur-Holding-Stahl gegründet worden, der die Saarstahl AG gehöre. Dies habe sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt.

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