Opel:GM prüft Milliarden-Investition

Neue Spekulationen um die Zukunft von Opel: Angeblich ist General Motors nun bereit, mehr als eine Milliarde Dollar in die Konzern-Tochter zu pumpen.

Die Lage um Opel wird immer undurchsichtiger. Die bisherige Opel-Mutter General Motors (GM) ist nun angeblich bereit, mehr als eine Milliarde Dollar in den deutschen Autohersteller zu investieren. Das berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf eine informierte Person.

GM, AP

Die GM-Zentrale in Detroit: Die Hinweise verdichten sich, dass der amerikanische Autokonzern nun doch an seiner deutschen Tochter Opel festhalten will.

(Foto: Foto: AP)

Ein solches Vorgehen könnte die Karten gänzlich neu mischen und wäre eine drastische Abkehr von der bisher bekannten GM-Position: Es galt als ausgeschlossen, dass der nach der Insolvenz vom US-Staat kontrollierte Konzern amerikanische Steuergelder ins Ausland pumpen würde.

Die Wendung könnte auch die Spekulationen befeuern, GM spiele mit dem Gedanken, Opel doch noch zu behalten. Zudem sehe GM als eine Option, Opel in die Insolvenz gehen zu lassen, hieß es.

Glaube an Alternativen zu Magna

Außerdem geht GM dem Bericht zufolge davon aus, bei den Regierungen Spaniens, Großbritanniens und Polens rund eine Milliarde Euro an Unterstützung für Opel einsammeln zu können.

Diese Länder mit Opel-Standorten hatten sich unzufrieden mit einseitigen deutschen Finanzierungszusagen für den Autozulieferer Magna gezeigt, der Berlins Favorit für die Opel-Übernahme ist. Sie befürchten, dass die Werke in ihren Ländern stärker von Sparmaßnahmen betroffen sein könnten als die deutschen.

GM favorisierte bisher den in Belgien ansässigen Finanzinvestor RHJ International als Opel-Käufer. RHJI genießt jedoch nicht die Unterstützung der Bundesregierung.

Im August hatte der GM-Verwaltungsrat eine Entscheidung über den Opel-Verkauf aufgeschoben, obwohl sich Konzernchef Fritz Henderson wie die Deutschen für Magna ausgesprochen hatte. GM glaube, dass die Bundesregierung überzeugt werden könne, Alternativen zur Übernahme durch Magna zu unterstützen, zitierte das Wall Street Journal seinen Informanten.

CDU wirft GM Führungslosigkeit vor

Die jüngsten Töne aus Berlin klingen allerdings nicht so, als ob die Parteien bei der Konsensfindung einen Schritt weitergekommen sind. Denn der Chef der Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (CDU), warf GM Führungslosigkeit im Ringen um Opel vor.

"Wenn ich jetzt erlebe, wie führungslos General Motors um eine Entscheidung für einen Opel-Investor ringt, traue ich dem Unternehmen überhaupt nicht mehr zu, vernünftige Autos zu bauen", sagte Kauder dem Handelsblatt. "Denen traue ich auch nicht zu, eine Firma wie Opel voranzubringen."

Außerdem betonte Kauder, welche Konseqenzen es für GM haben würde, sollte der US-Konzern nun doch an Opel festhalten. Dann müsse General Motors die Brückenfinanzierung der Bundesregierung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen.

Die GM-Führung müsse die Ende Mai getroffene Vereinbarung einhalten und mit dem von der Bundesregierung bevorzugten Opel-Bieter Magna einen Vertrag aushandeln, forderte Kauder.

Der Fraktionschef verteidigte die Rettungsbemühungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und unterstützte die Auswahl Magnas. "Der Versuch Opel zu retten, ist absolut richtig und aller Ehren wert", betonte der Politiker.

Nachgebesserte Offerte von RHJI

RHJI hatte zuletzt sein Angebot nachgebessert und fordert jetzt 600 Millionen Euro weniger Staatshilfen, die er zudem schneller zurückzahlen will. Dennoch sprach sich die Bundesregierung am Mittwoch erneut für den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna als Investor für den Autobauer aus.

RHJI reichte das neue Angebot bei GM ein. Wie ein RHJI-Sprecher bestätigte, sieht die nachgebesserte Offerte staatliche Hilfen von 3,2 Milliarden statt zuvor 3,8 Milliarden Euro vor. Das Geld solle bereits 2013 statt 2014 zurückgezahlt werden.

Außerdem will die Beteiligungsgesellschaft direkt zur Vertragsunterzeichnung 300 Millionen Euro Eigenkapital einbringen und damit 25 Millionen Euro mehr als bisher angeboten.

Magna will in Europa rund 10.500 Stellen abbauen. Dabei sollen in Deutschland 3000 von 26.000 Stellen verschwinden, fast zwei Drittel davon in Bochum. Die vier deutschen Werke will Magna erhalten.

RHJI will mit 9900 zwar weniger Stellen in Europa streichen, davon allerdings 3900 in Deutschland. Alle deutschen Werke sollen erhalten bleiben, aber der Finanzinvestor will das Werk in Eisenach bis Anfang 2012 für zwei Jahre stilllegen.

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