Automobilindustrie:"Verkauf der Entwicklung würde Opel die Zukunft nehmen"

Opel-Werk in Rüsselsheim

Der Opel-Mutterkonzern PSA plant offenbar, das Herzstück des Autokonzerns abzuspalten.

(Foto: AFP)
  • Der französische PSA-Konzern will offenbar einen Teil des Opel-Entwicklungszentrums verkaufen.
  • Der Betriebsrat kündigt Widerstand und bereits für Donnerstag eine Betriebsversammlung an.
  • Das Entwicklungszentrum mit 7000 Ingenieuren gilt als Herz des deutschen Automobilkonzerns.

Seit ein paar Stunden ist es in Rüsselsheim mit der Gelassenheit vorbei. PSA, der französische Mutterkonzern des deutschen Autoherstellers Opel plant offenbar, einen Teil des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums abzuspalten - und somit das Herzstück des Unternehmens. Das berichtet die französische Zeitung Le Monde und beruft sich dabei auf ein internes Dokument. Betroffen wären demnach etwa 4000 der 7000 Ingenieure an dem Standort in Hessen.

Noch seien keine Entscheidungen getroffen, heißt es aus dem Konzern, man wolle solche Entwicklungen mit den Arbeitnehmern bereden. Doch die sind jetzt schon verärgert über die Pläne der Konzernführung. "Ein Verkauf der Opel-Entwicklung würde Opel die Zukunft nehmen", kritisiert der Betriebsrat in einem Schreiben an die Mitarbeiter. Im Entwicklungszentrum schlage das Herz der Marke Opel, heißt es weiter, dort entstehe die gesamte Identität der Firma.

"Wissentlich die Unwahrheit gesagt"

Besonders brisant aus Sicht des Betriebsrats: Sollten sich die Berichte bestätigen, würde dies bedeuten, dass PSA- und Opel-Management bereits seit längerer Zeit über den Verkauf des Entwicklungszentrums verhandeln. Damit hätten sie der IG Metall und der Einigungsstelle wissentlich die Unwahrheit gesagt: Die Frage, ob es konkrete Verkaufsabsichten für Teile des Entwicklungszentrums gebe, habe das Management damals klar verneint. Opel-Chef Michael Lohscheller widerspricht dem jedoch: "Die Behauptung, dass wir in der Einigungsstelle solche Pläne dementiert haben, ist falsch."

Erst Ende Mai hatten sich Unternehmen und Arbeitnehmer auf eine umfassende Beschäftigungssicherung bis einschließlich Juli 2023 geeinigt. Gegen Lohnzugeständnisse der verbleibenden Beschäftigten sicherte Opel zu, dass nur 3700 der bislang rund 19 000 Arbeitnehmer an deutschen Standorten das Unternehmen verlassen müssen, und zwar auf freiwilliger Basis über die verschiedenen Abfindungs- und Vorruhestandsprogramme. Zugleich sollte das Entwicklungszentrum mehr Aufgaben erhalten.

Dem Bericht zufolge stehen nun trotz allem die Abteilungen Fahrzeugentwicklung, Antriebsentwicklung, Werkzeugbau und sogar die Teststrecke zum Verkauf. Sollte das eintreten, könnten sich Befürchtungen bewahrheiten, nach denen PSA beim Erwerb vor allem auf eine deutsche Marke schielte, die sich international besser vermarkten lässt als seine französischen. Der Betriebsrat hat für diesen Donnerstag kurzfristig eine Betriebsversammlung anberaumt. Dort soll das Management Auskunft über die Verkaufspläne für das Entwicklungszentrum geben.

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