Opel-Chef Karl-Thomas Neumann:Auf den Neuen wartet Dauerstress

Neumann wird neuer Opel-Chef

Auf Karl-Thomas Neumann kommt ein Knochenjob zu.

(Foto: dpa)

Der härteste Job, den die Branche zu vergeben hat: Ex-VW-Chef Neumann wird neuer Opel-Chef. Der Automann muss sich gegen die Chefs von General Motors durchsetzen, die sich mit Geld besser auskennen als mit Fahrzeugen - und trotzdem von Detroit aus durchregieren wollen.

Von Thomas Fromm

Eigentlich hätte alles so bleiben können, damals im Jahr 2009. Karl-Thomas Neumann war Chef des Autozulieferers Continental, und das war irgendwie auch genau sein Job. Das richtige Umfeld für den Elektrotechniker und Automann. Dann aber kam der neue Großaktionär Schaeffler, und es hieß dann genau so, wie es oft in solchen Momenten heißt, wenn einer geht, der nicht mehr in den Laden passt. Wegen unterschiedlicher strategischer Ansichten. Neumann zog weiter zu Volkswagen, wurde China-Chef. Und auch da soll es nicht immer harmonisch zugegangen sein. Im Juni 2012 war Schluss. Seitdem fragten sich viele: Und der Neumann, was macht der eigentlich jetzt?

Gerüchtehalber wurde er schon seit längerem bei Opel verortet. Am Donnerstag schließlich winkte der Opel-Aufsichtsrat die Personalie durch. Ja, der 51-jährige Neumann wird nun tatsächlich nach Rüsselsheim umziehen, schon zum 1. März. Etwas früher als geplant. VW, so hieß es, wollte ihn eigentlich erst per Ende Juni aus seinem laufenden Vertrag lassen. Am Ende soll sich IG-Metall-Chef Berthold Huber, der auch Aufsichtsrat in Wolfsburg ist, für den Manager eingesetzt haben.

Und damit auch für Opel.

Neumann beim Autobauer mit dem Blitz, das verspricht einiges an Spannung für die nächsten Monate. Oder Jahre. Je nachdem, ob es bei Opel so weitergeht wie in den letzten Jahren, als ständig neue Topmanager an die Spitze kamen. Ein Autobauer in der Krise, seit Jahren schon, steil abfallende Absatzkurven, rote Zahlen, Werksschließungen. Dazu Dauerstress mit Arbeitnehmervertretern und der US-Mutter General Motors (GM). Neumann lässt sich auf den härtesten Job ein, den die Autoindustrie derzeit zu vergeben hat. Und Opel, das Dauer-Laboratorium, lässt sich auf einen Autoexperten ein, von dem es heißt, er setze sich nicht nur mit Wissen, sondern auch mit Selbstbewusstsein durch. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen GM von Detroit aus nach Rüsselsheim durchregiert, verspricht das einiges an Spannung.

Neumann wird es mit Leuten zu tun haben, die eine andere Sprache sprechen als er. Und das nicht nur, weil sie Amerikaner sind. Opel-Aufsichtsratschef und GM-Vize Steve Girsky zum Beispiel ist mehr Finanzmann als Car-Guy, genauso wie GM-Boss Dan Akerson. Die US-Finanzleute und der Techniker aus der Welt der Autozulieferer - das muss dann irgendwie funktionieren. Die Frage wird sein: Bekommt der Neue den nötigen Freiraum, den er braucht, um Opel wieder nach vorne zu bringen? Geld, Ressourcen, Ideen?

Oder setzen sich die Amerikaner mit ihrem harten Sparkurs weiter durch? Bei Opel-Übergangschef Thomas Sedran hatte Girsky zuletzt freie Hand: Er setzte die Arbeitnehmerseite unter Druck, verlangte neue Sparrunden und drohte damit, das Opel-Werk Bochum statt 2016 schon zwei Jahre früher zu schließen. Im Konzern sorgte das für schlechte Stimmung.

Nur: Der Neue wird weder Vize- noch Interimschef sein.

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