Opel: Brandbrief von Europachef Forster:Sparen in der Not

Befehl von oben: Zehn Prozent der Arbeitskosten soll Opel sparen, fordert der Mutterkonzern General Motors. Jobs sollen jedoch nicht wegfallen - zumindest vorerst.

Auf die Belegschaft von Opel kommen schwere Zeiten zu, denn der Mutterkonzern General Motors (GM) stimmt die Mitarbeiter seiner Europa-Tochter auf gravierende Veränderungen ein. In einem Brief an die Angestellten, der dem Magazin Auto, Motor und Sport vorliegt, kündigte GM-Europachef Carl-Peter Forster an, die Arbeitskosten um mindestens zehn Prozent senken zu wollen. Dem Schreiben zufolge müssten Arbeitszeiten gekürzt, Gehaltskosten gesenkt sowie weitere Initiativen zur Kostensenkung ergriffen werden.

Opel: Brandbrief von Europachef Forster: Drastischer Appell: Weil der Absatz von Autos eingebrochen ist, soll GM-Europe zehn Prozent der Arbeitskosten sparen. Auch Opel ist von den Maßnahmen betroffen.

Drastischer Appell: Weil der Absatz von Autos eingebrochen ist, soll GM-Europe zehn Prozent der Arbeitskosten sparen. Auch Opel ist von den Maßnahmen betroffen.

(Foto: Foto: AP)

Die ehrgeizigen Sparziele will Forster erst einmal ohne Personalabbau erreichen: "Bis jetzt haben wir keinen weiteren Personalabbau in Erwägung gezogen, sondern wir werden versuchen, unsere Strukturkostenziele über andere Maßnahmen zu erreichen." Sollte der Autoabsatz allerdings weiter zurückgehen, würde GM dem Bericht zufolge nicht vor stärkeren Einschnitten zurückschrecken. "Wenn sich die Marktverhältnisse in Europa weiter verschlechtern sollten, ist es sehr wahrscheinlich, dass weitere Schritte notwendig werden, um weiterhin überlebensfähig zu bleiben", habe Foster geschrieben. Um die Kosten zu senken, seien am vergangenen Montag Arbeitsgruppen gebildet worden.

Grund für die Probleme bei Opel sei allerdings nicht die Schieflage des Mutterkonzerns GM, sondern allein die Krise auf dem europäischen Automarkt. "Lassen Sie es mich ganz deutlich sagen: Dies hat nichts zu tun mit dem Streben, Liquidität sicherzustellen oder mit der Situation in den USA", schrieb Forster. Das Geschäftsmodell werde an den drastischen Nachfragerückgang auf dem europäischen Markt angepasst. GM gehören in Europa die Autohersteller Opel, Saab und Vauxhall.

Angst vor dem Tod auf Raten

Der Vorsitzende des Opel-Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, griff die GM-Führung scharf an: "Um die Bilanz auszugleichen, konzentriert sich das Management auf die Reduzierung der Arbeitskosten." Frage man aber nach, warum GM überproportional Marktanteile verliere, gebe es keine Antworten. Betriebsrat und Gewerkschaften würden sich gegen den Versuch wehren, ohne einen zukunftsfähigen Geschäftsplan Kosten einzusparen.

Franz verwies auch auf die Situation in Nordamerika. Dort hätten Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften in den USA und Kanada Einsparungen bei den Beschäftigten zugestimmt. Nun müsse das GM-Management um Regierungshilfe bitten. Die Einsparungen bei den Beschäftigten seien "ohne Wirkung verpufft". Bevor GM nicht seine Pläne für die Zukunft offenbare, sei die Belegschaft zu keinen Zugeständnissen bereit.

Unterdessen dringt die IG Metall auf eine rasche Bewilligung von Staatsbürgschaften für Opel. Allein das Bochumer Werk benötige 420 Millionen Euro an Investitionen für die 2009 und 2010 geplante Umstellung auf neue Modellreihen, sagte der Sprecher der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Nettelstroth, in Düsseldorf. Ohne diese Investitionen drohe dem Werk ein Tod auf Raten.

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