Österreich:Krach in Lampenfirma Zumtobel eskaliert

Chef Ulrich Schumacher ist der Verlierer eines monatelangen Machtkampfes. Seit dem Sommer hat die Firma die Hälfte des Werts verloren.

Von Uwe Ritzer

Der frühere Infineon-Chef Ulrich Schumacher ist wohl nicht mehr lange Vorstandsvorsitzender des österreichischen Lampenkonzerns Zumtobel. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen haben sich der Manager und das Unternehmen weitgehend auf eine Auflösung des noch bis April 2020 laufenden Arbeitsvertrages geeinigt. "Die Sache dürfte in einigen Tagen durch sein, es geht nur noch um wenige Details", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der Süddeutschen Zeitung. Wobei damit die Probleme des 6500 Mitarbeiter zählenden Konzerns längst noch nicht gelöst sind; sie spitzen sich vielmehr gerade zu.

Schumacher ist der Verlierer eines monatelangen Machtkampfes mit der Gründerfamilie, die heute jedoch nur noch ein Drittel der Aktien an dem börsennotierten Konzern mit Sitz in Vorarlberg hält. Dennoch regiert sie nach Angaben von Kritikern dort vielfach durch und gebärde sich, als gehöre ihr nach wie vor alles allein. Zentrale Figur ist der 81 Jahre alte Aufsichtsratsvorsitzende Jürg Zumtobel. Zahlreiche Führungskräfte der Firma kritisierten intern massiv die Zustände und das Verhalten der Familie (die SZ berichtete).

Unzufrieden über die Zustände, legten der Frankfurter Rechtsanwalt Stephan Hutter und der ehemalige Siemens-Manager Hans-Peter Metzler ihre Aufsichtsratsmandate zum 31. Januar 2018 nieder. Was aber den Handlungsspielraum von Jürg von Zumtobel ab diesem Donnerstag noch mehr erweitert. Eine Firmensprecherin sagte, man suche bereits nach zwei neuen Aufsichtsräten und werde sie zur Hauptversammlung präsentieren. Kritiker erwarten, dass Zumtobel ihm nahestehende Kontrolleure berufen und zwischenzeitlich mit den ihm ohnehin treuen Aufsichtsräten noch stärker durchregieren wird.

Mit welch harten Bandagen hinter den Kulissen seit Monaten gekämpft wird, zeigte eine Mitteilung des Unternehmens von Mitte Januar, in der es hieß, Schumacher habe seinen Rücktritt angeboten. Was sich las, als wolle der Manager resigniert aufgeben, war in Wahrheit wohl doch anders. Nach Informationen aus Zumtobel-Kreisen, hatte der Vorstandschef dem Aufsichtsrat mehrere Möglichkeiten schriftlich dargelegt, um die Firma aus der Krise zu steuern. Zugleich soll er um Unterstützung für den strategischen Kurs des Vorstandes gebeten haben. Sein Rückzug sei in dem Brief lediglich ein Szenario von mehreren und eine Art Ultima ratio gewesen, so ein Insider. Die Ad-hoc-Pflichtmitteilung des Konzerns konnte man jedoch ganz anders verstehen.

Zwischen Jürg von Zumtobel und Ulrich Schumacher bestehe schon lange ein Nicht-Verhältnis, sagen enge Beobachter. Finanzvorständin Karin Sonnenmoser wird dem Schumacher-Lager zugerechnet und würde im Falle seines Abganges wohl am liebsten mitgehen. Sie muss aber nach dem Willen des Aufsichtsrates bleiben. Vorerst. Die Deutsche soll zumindest noch den Jahresabschluss für das bis Ende April laufende Geschäftsjahr 2017/2018 vorlegen.

Seit dem Sommer hat das Unternehmen die Hälfte seines Wertes verloren

Dies wird kein Vergnügen. Die Zahlen zeigen, wie tief Zumtobel in der Krise steckt. Vor einer Woche veröffentlichte das Unternehmen die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate; anstatt mit 50 bis 60 Millionen Euro rechnet man für das laufende Geschäftsjahr nur noch mit 25 bis 30 Millionen. Der Umsatz wird um acht Prozent sinken. Der Aktienkurs bricht ein; seit vorigem Sommer hat Zumtobel die Hälfte seines Unternehmenswertes verloren.

Nun machen dem Vernehmen nach die Banken Druck, allen voran die HSBC. Sie fordern das schnelle Ende der Personalquerelen. Und eine klare Strategie. Schumacher wollte die immer unrentablere Fertigung von Bauteilen für Beleuchtungssysteme in Billiglohnländer verlagern, verkaufen oder sich einen finanzstarken Partner suchen. Zumtobel sollte nach seinem Willen auf komplexe und digitalisierte Beleuchtungssysteme setzen, anstatt - vereinfacht gesagt - auf einzelne Lampen.

Doch die Familie Zumtobel ist skeptisch; sie tue sich schwer, sich vom althergebrachten Geschäftsmodell zu trennen, heißt es. Der Aufsichtsrat schiebe daher drängende Grundsatzentscheidungen vor sich her. Nach außen hüllen sich die Beteiligten in Schweigen. Genauso wie zum bevorstehenden Abgang Schumachers. "Es handelt sich hierbei um Interna zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand", so eine Firmensprecherin.

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