Ölpreis:Der Absturz vor der großen Explosion

Eine Ölbohrinsel vor der US-amerikanischen Westküste. (Foto: Daniella Beccaria/AP)

Eins ist sicher: Der Rohölpreis wird wieder steigen. Bald. Und ganz plötzlich.

Kommentar von Nikolaus Piper

Wenn Rohöl teuer ist, klagt die Wirtschaft, wenn es billig ist, klagt sie noch mehr. Ist das logisch? Ja, ist es. Unter teurem Öl leiden die Verbraucher, unter billigem die Produzenten, Länder ebenso wie Unternehmen. Derzeit kostet Rohöl, wenn man die Inflation berücksichtigt, so wenig wie vor der ersten Ölkrise 1973/74. Bei so einem Preisverfall übertreffen die negativen Folgen für Produzenten die Vorteile für Autofahrer und Haushalte bei Weitem.

Beim Ölkonzern BP ist der Verlust heute höher als nach der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010. Anderswo sieht es nicht besser aus. Die Aktien von Chevron und Exxon befinden sich im freien Fall, Saudi-Arabien leidet unter einer Haushaltskrise, in Russland schrumpft die Wirtschaft.

Doch obwohl es absurd erscheint: Just in dieser Ölschwemme wird die nächste Preisexplosion vorbereitet. Denn die Produzenten streichen Investitionen zusammen und entlassen Mitarbeiter. Allein bei BP sollen neun Prozent der Jobs wegfallen. In den USA legen Förderfirmen eine Bohrstelle nach der anderen still.

Die Produktion wird so lange sinken, bis es wieder zu wenig Öl gibt. Nach aller Erfahrung wird dieser Übergang nicht allmählich kommen, sondern abrupt und unerwartet. Plötzlich wird wieder allen einfallen, dass sich an der fundamentalen Knappheit fossiler Rohstoffe auf der Erde nie etwas ändern wird. Dann steigt der Preis.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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