Öl:Gleiche Quellen

Seit Langem versuchen die westlichen Länder, ihre Ölproduktion zu steigern. Umsonst. Heute kommt ein Drittel des Erdöls aus der arabischen Welt, so viel wie seit Mitte der Siebziger nicht mehr. Die Folgen sind gravierend.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, hat vor der zunehmenden Abhängigkeit westlicher Staaten von Öl aus der arabischen Welt gewarnt. Der Marktanteil von Produzenten aus der Region habe mit 34 Prozent den höchsten Stand seit Mitte der Siebzigerjahre erreicht, sagte Birol der Financial Times. Die Euphorie über die lange steigende heimische Ölproduktion in den USA, die durch Fracking und die Ausbeutung von Teersand unterstützt wurde, habe den Blick dafür verstellt. "Der Nahe Osten ist die erste Quelle für Importe", sagte er, "und je höher der Anstieg der Nachfrage ausfällt, desto mehr müssen die Konsumentenländer importieren." Zugleich hätten vor allem in China und den USA die Bemühungen der Regierungen um mehr Energieeffizienz wegen der niedrigen Ölpreise Rückschläge erlitten. Es würden wieder sehr viele Autos mit hohem Benzinverbrauch gekauft.

Die Notierungen steigen wieder - möglicherweise auf mehr als 50 Dollar je Barrel

Am Golf und im Nahen Osten werden derzeit 31 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert, davon alleine mehr als zehn Millionen in Saudi-Arabien. Die arabischen Golfstaaten und Iran haben sehr niedrige Produktionskosten und können ihre Förderung schnell steigern. Saudi-Arabien verfügt nach Einschätzung von Branchenexperten über zusätzliche Kapazitäten von etwa zwei bis 2,5 Millionen Barrel pro Tag, die es in sechs bis neun Monaten am Markt zur Verfügung stellen könnte. "Der Nahe Osten erinnert uns daran, dass er die größte Quelle billigen Öls ist", sagte Birol weiter. Nach seiner Schätzung werden drei Viertel der zusätzlichen Nachfrage auf dem Weltmarkt von dort gedeckt werden.

Nach Tiefstständen von weniger als 30 Dollar pro Barrel haben sich die Ölpreise zuletzt erholt auf knapp unter 50 Dollar. Zwar führen die Unsicherheit an den Finanzmärkten nach dem Brexit und die Sorgen vor einer weiteren weltweiten Rezession derzeit schon wieder zu einer leicht sinkenden Nachfrage. Experten der Bank JP Morgan-Chase rechnen aber damit, dass auch das Angebot zurückgeht und die Preise in diesem und im kommenden Jahr leicht zulegen. Die Sorten Brent und WTI könnten demnach 2017 auf mehr als 56 Dollar je Fass steigen.

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