Ökonom Erik Brynjolfsson:"Wir müssen die Art ändern, wie Menschen lernen"

Erik Brynjolfsson, Professor, Sloan Scho..........

Erik Brynjolfsson 2014 auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos

(Foto: picture alliance / Photoshot)

Der Ökonom Erik Brynjolfsson ist einer der Vordenker der Digitalisierung. Er sagt: Diese Revolution wird auch Verlierer hervorbringen.

Von Ulrich Schäfer

Erik Brynjolfsson gehört zu jenen Menschen, die man gemeinhin als Vordenker der digitalen Revolution beschreibt. Der 54-jährige Ökonom vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat einen Bestseller über die Macht der Roboter und der Künstlichen Intelligenz geschrieben, "The Second Machine Age". Der Mann ist ständig unterwegs, im Silicon Valley und in Europa, um mit den Chefs aus der Internetwelt und der Industrie über seine Thesen zu diskutieren.

Im Grunde seines Herzens ist Brynjolfsson ein Optimist, er ist davon überzeugt, dass die Digitalisierung mehr Jobs schaffen wird, mehr Wachstum, mehr Wohlstand. Doch ihm ist auch bewusst, dass diese technologische Revolution die Welt in Gewinner und Verlierer aufspalten wird: "Nicht jeder kann ein digitaler Superstar sein, ein Mark Zuckerberg", sagt er im Interview mit der SZ: "Ich halte nichts davon, nur die rosarote Brille aufzusetzen. Denn wenn man in der Geschichte zurückgeht, sieht man: Revolutionen haben sich nicht immer nur positiv entwickelt, die Französische Revolution nicht, die Russische Revolution nicht. Von Charles Dickens wissen wir viel über die Kinderarmut in der Industriellen Revolution."

"Die Art ändern, wie Menschen lernen"

Für Brynjoflsson ist deshalb entscheidend, wie Politik und Gesellschaft mit der digitalen Kluft umgehen: "Einige wichtige Menschen im Silicon Valley fangen an, darüber nachzudenken. Die Debatte ist aber noch ganz am Anfang", sagt er. "Wir müssen dazu kommen, dass sich wirklich jeder damit befasst und es zu einem Thema bei Wahlen wird. Denn nur dann wird die Politik bereit sein, etwas zu ändern."

Auch in den Schulen müsse im Hinblick auf die Digitalisierung noch viel passieren, sagt Brynjolfsson. "Wir müssen unser Bildungssystem von Grund auf ändern. Wir müssen die Art ändern, wie Menschen lernen; die Zeiten sind vorbei, in denen man, wenn man lernt, nur still sitzt und einfach zuhört."

Was Brynjolfsson ändern will, in der Sozialpolitik bei den Steuer, in der Bildung, das erklärt er im Interview. Über das ideale Steuersystem sagt er zum Beispiel: "Wenn jemand nur ein paar Dollar pro Stunde verdient, dann sollte er keine Steuern mehr bezahlen, sondern automatisch einen Zuschuss vom Staat bekommen, mit dem sein Einkommen angehoben wird."

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