Öko-Benzin in Brasilien:Zucker im Tank

Aus Zuckerrohr kann man Cachaça machen - oder Ethanol. Inzwischen ist Brasilien der zweitgrößte Produzent von Ethanol. Milliarden Liter werden jährlich hergestellt - und landen im Tank.

Corinna Nohn

Brasilien hat bereits Anfang der achtziger Jahre, also nach der zweiten Erdölkrise, beschlossen, Bio-Kraftstoffe stark zu fördern. Heute ist das südamerikanische Land weltweit der zweitgrößte Produzent von Ethanol.

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In Brasilien wird aus Zuckerrohr Ethanol hergestellt und dem Benzin beigemischt.

(Foto: sde)

Nach Angaben der brasilianischen Zuckerrohrindustrie wurden im Jahr 2008 insgesamt 27,5 Milliarden Liter hergestellt. An der Zapfsäule ist der Alkohol längst als Benzinersatz oder Zusatz im Treibstoff etabliert: Sein Anteil im Kraftstoff beträgt, je nach Ernteergebnis und Marktlage, 20 bis 25 Prozent.

Um Preisschwankungen auszugleichen, treibt das Land seit 2003 auch die Entwicklung von Autos mit sogenannter Flex-Fuel-Technologie stark voran: Fahrzeuge mit diesen Motoren können wahlweise mit Ethanol, Benzin oder einem Gemisch betrieben werden. Mittlerweile können neun von zehn Neuwagen mit einem Gemisch aus Benzin und Ethanol betrieben werden.

Das Versprechen, für deutschen Biosprit werde kein brasilianischer Regenwald abgeholzt, sei aber auf Dauer nicht zu halten, erklärt Jörg Priess, Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.

Zwar lägen die Anbaugebiete für Zuckerrohr, woraus Ethanol gewonnen wird, im Süden des Landes: bei São Paulo und damit weit entfernt von den Amazonasgebieten im Nordosten. Die Vorgabe, keinen Urwald abzuholzen, könne auf den ersten Blick also leicht erfüllt werden - aber indirekt, sagt der Wissenschaftler Priess, werde "doch Druck auf den Regenwald ausgeübt, weil die Bauern mit der Produktion anderer Nahrungsmittelpflanzen wie Soja oder mit ihren Weideflächen ausweichen in Richtung Regenwald".

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