Nutzfahrzeuge:Unter einem Dach

Scania - MAN

MAN-Lastwagen: Was aus den restlichen Aktivitäten des früher eigenständigen Konzerns wird, ist noch unklar.

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Die Lkw-Hersteller MAN und Scania sollen künftig in einer VW-Holding zusammen geführt werden. Für die Lkw-Manager wird das Folgen haben.

Von Thomas Fromm, Hannover

Andreas Renschler, 57, hat Übung darin, Dinge zusammenzubauen. Neulich erzählte er davon, wie er für die Familie Schränke zusammenbauen musste. Für einen, der schon ganz andere Sachen zusammengeschraubt hat, im Grunde eine leichte Übung. Früher hatte der Manager bei Daimler verschiedene Lkw-Marken zusammengeführt, deshalb holte ihn VW Anfang des Jahres von Stuttgart nach Wolfsburg. Um Dinge zusammenzubauen, die aus verschiedenen Gründen ziemlich schwer zu montieren sind.

Renschler soll als Nutzfahrzeugchef bei VW die Lkw-Töchter MAN und Scania mit dem VW-Nutzfahrzeuggeschäft zusammenlegen. Kurz vor Beginn der VW-Hauptversammlung teilten die Wolfsburger am Dienstagmorgen mit: Die beiden Lkw-Marken MAN und Scania sollen unter einer Dachgesellschaft zusammengefasst werden, die von Renschler geführt werden soll. Dafür habe der Aufsichtsrat die Gründung einer eigenständigen Holding mit dem Namen Truck & Bus GmbH beschlossen, darin sollen dann auch die Scania-Anteile aufgehen. Die GmbH, eine 100-prozentige VW-Tochter, hält schon 75,28 Prozent der MAN-Anteile und kann hier bereits auf die Münchner durchgreifen. "Die Bündelung unserer Nutzfahrzeugmarken unter einem Dach erlaubt eine stärkere Konzentration auf Lkw- und Bus-Belange und damit schnellere Entscheidungen", sagte Lkw-Chef Andreas Renschler. Das Ziel der Wolfsburger: Die beiden früheren Rivalen MAN und Scania sollen enger verzahnt werden, davon erhofft man sich enorme Einsparungen. Engere Verzahnung, das heißt aber auch: Die Konzerne müssen damit leben, dass wichtige Entscheidungen zentral gefällt werden. Entwicklung, Einkauf, Finanzen und Vertrieb - mithilfe der Holding werden die Lkw-Bauer nun aus einer Hand gesteuert.

Die Holding soll einen eigenen Aufsichtsrat bekommen, dem wiederum VW-Chef Martin Winterkorn vorsteht. Im Gremium sitzen dann nicht zufällig alte Bekannte aus dem VW-Imperium, unter anderem VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Noch sind viele Punkte ungeklärt: Wo soll der Sitz der Holding entstehen? Was bedeutet die Holding langfristig für die Manager bei MAN und Scania? Und wie wird MAN künftig überhaupt aussehen? Der Konzern besteht heute nicht nur aus seinem Lkw-Geschäft, das derzeit unter der Branchenkrise und der schlechten Konjunkturlage in Ländern wie Brasilien und Russland ächzt. Es gibt da auch noch das lukrativere Geschäft mit Schiffsdieseln, Turbomaschinen und großen Getrieben. Dass VW auch diese Aktivitäten in seine Holding nimmt, kommt nicht in Frage. "Da hat wohl keiner etwas davon", heißt es im Konzern. Nur: wohin dann? Solange diese Geschäfte "ihren Profit-Beitrag leisten", heißt es, könnten die wohl erst mal im VW-Konzern bleiben.

MAN, Scania, VW und die Lkw: Das Ganze ist aus verschiedenen Gründen ziemlich kompliziert. Zum einen, weil MAN und Scania, heute mehrheitlich unter VW-Kontrolle, früher einmal große, eigenständige und durchaus stolze Konzerne waren. Zum anderen, weil sich beide vor ein paar Jahren mal bis aufs Messer bekämpft hatten, weil MAN den schwedischen Rivalen übernehmen wollte. In Schweden sprach man damals vom "Blitzkrieg". Das alles muss der Konstrukteur Renschler jetzt in den Griff kriegen.

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