Norbert Reithofer:BMW-Chef tritt vorzeitig ab

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Norbert Reithofer wechselt vorzeitig in den BMW-Aufsichtsrat, den Chefsessel im Konzern übernimmt im Mai Produktionsvorstand Harald Krüger. (Foto: REUTERS)
  • Im kommenden Jahr soll der bisherige BMW-Produktionsvorstand Harald Krüger auf den Chefposten des Premium-Herstellers aufrücken.
  • Der langjährige Chef des Autokonzerns, Norbert Reithofer, soll dann vorzeitig in den Aufsichtsrat einziehen und dort den Vorsitz übernehmen.
  • Zudem wechselt der bisherige BMW-Entwicklungschef Herbert Diess im kommenden Herbst zu Volkswagen. Dort soll er die Marke VW leiten.

Reithofer wechselt vorzeitig in den Aufsichtsrat

Der langjährige BMW-Chef Norbert Reithofer gibt seinen Vorstandsposten beim Münchner Autobauer im kommenden Jahr vorzeitig ab. Auf der Hauptversammlung im Mai soll der bisherige Produktionschef Harald Krüger zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt werden. Reithofer soll an die Spitze des Aufsichtsrates wechseln. Das teilte BMW nach einer Aufsichtsratssitzung mit.

Reithofer führt BMW seit 2006 und hat den Konzern in dieser Zeit zu immer neuen Bestmarken geführt: Im laufenden Jahr will BMW weltweit erstmals mehr als zwei Millionen Autos verkaufen. Reithofers Vertrag sollte eigentlich noch bis 2016 laufen. Der bisherige Aufsichtsratschef Joachim Milberg werde sein Mandat kommenden Mai vorzeitig niederlegen, um Platz für Reithofer zu machen, hieß es.

Zudem wird Reithofer im Januar in den Siemens-Aufsichtsrat einziehen, wie bereits Anfang des Monats bekannt wurde - und zwar zunächst als einfaches Mitglied, wie er sich dem Vernehmen nach zusichern ließ.

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Norbert Reithofers Amtszeit als BMW-Boss läuft bis 2016. Nächstes Jahr könnte er in den Aufsichtsrat von Siemens einziehen - und damit als Nachfolger von Aufsichtsratschef Gerhard Cromme in Frage kommen.

Von Caspar Busse, Christoph Giesen

Krüger übernimmt Chefposten nach 23 Jahren im Konzern

Krüger kennt die BMW-Werke bereits gut: Seit fast zwei Jahren ist der 49-Jährige als Produktionsvorstand zwischen dem Stammwerk in München und Auslandswerken wie Araquari in Brasilien oder dem US-Werk in Spartanburg, South Carolina, unterwegs.

Nach dem Maschinenbau-Studium in Braunschweig und Aachen hat Krüger fast seine gesamte Berufslaufbahn bei BMW verbracht. Eingestiegen war der gebürtige Freiburger im Jahr 1992 als Trainee, in den Jahren darauf sammelte er unter anderem als Projektingenieur in Spartanburg und Werkleiter der Motorenproduktion im britischen Hams Hall Auslandserfahrung. 2008 rückte er in den Vorstand des Autokonzerns auf, wo er zunächst für das Personalwesen zuständig war. Seit April 2013 ist er Produktionsvorstand.

Zugleich wurde bekannt, dass sich Europas größter Autokonzern Volkswagen für eine Spitzenposition bei der Münchner Konkurrenz bedient. Die Wolfsburger holen BMW-Entwicklungschef Herbert Diess in den Konzernvorstand. Der 56-Jährige, der seit 2007 im BMW-Vorstand arbeitet, wechselt zum 1. Oktober 2015 zu Volkswagen, teilte der Konzern mit. Diess ist bereits der zweite Topmanager, den Volkswagen von einem Rivalen abwirbt. Im Frühjahr hatten die Wolfsburger den Daimler-Vorstand und Nutzfahrzeugexperten Andreas Renschler geholt, um mit ihm ihre Lkw- und Bus-Allianz aus den Marken MAN und Scania zu stärken. Er wird seinen Dienst im VW-Vorstand im Februar beginnen.

"Mit Herbert Diess haben wir eine herausragende Persönlichkeit und einen der fähigsten Köpfe der Automobilbranche für uns gewinnen können", sagte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Aus Unternehmenskreisen hieß es, Winterkorn selbst habe Diess bei BMW abgeworben und ihn Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch vorgestellt.

Nach den Nutzfahrzeugen geht VW mit BMW-Mann Diess nun eine weitere Baustelle im Konzern an: die renditeschwache Auto-Kernmarke VW. Ihre Führung liegt bisher in Personalunion bei Konzernchef Winterkorn. Für Diess' Aufgabe wird das zusätzliche Vorstandsressort eines Markenvorstands Volkswagen-Pkw geschaffen. Die Kernmarke, die im Konzern etwa für die Hälfte der Umsätze sorgt, hinkte zuletzt mit einer Renditekraft von etwa zwei Prozent merklich den Zielen hinterher. Winterkorn hatte deshalb im Sommer ein milliardenschweres Spar- und Effizienzprogramm aufgelegt und tiefgreifende Verbesserungen angemahnt - unter anderem bei Entwicklung, Produktion und Vertrieb.

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Egal ob VW, Audi oder Porsche: Volkswagen weitet sein Sparprogramm um fünf Milliarden Euro aus und alle Marken des Konzerns sind betroffen. Paradox: Gleichzeitig werden etwa 86 Milliarden investiert. Für viele Mitarbeiter ist das kaum nachvollziehbar.

Von Kristina Läsker

Rennen um die Winterkorn-Nachfolge ist eröffnet

Spätestens mit der Berufung Diess' und Renschlers dürfte nun das Rennen um die Nachfolge auf dem Volkswagen-Chefposten eröffnet sein. Winterkorn hatte unlängst angekündigt, dass er seinen bis Ende 2016 laufenden Vertrag erfüllen werde. Es gilt zudem als wahrscheinlich, dass der 67 Jahre alte promovierte Metallkundler nochmals zwei Jahre verlängert und anschließend in den Aufsichtsrat wechselt, um Ferdinand Piëch als Vorsitzenden abzulösen.

Mindestens bis dahin müssten sich potenzielle Nachfolger also gedulden. Offizielle Bewerber für den Posten des künftigen Vorstandsvorsitzenden gibt es bisher nicht. VW selbst verweist darauf, dass es auch interne Kandidaten gebe.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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