Reaktionen:Gewerkschaften stemmen sich gegen Stellenabbau

Die Angestellten wollen gegen den massiven Stellenabbau bei Nokia Siemens Networks auf die Straße gehen. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Zeil kritisiert das Unternehmen scharf: Schwere Managementfehler seien der Grund für den Arbeitsplatzabbau.

Die Gewerkschaften stemmen sich gegen den geplanten Stellenabbau bei Nokia Siemens Networks (NSN). Die IG Metall Bayern und der Gesamtbetriebsrat forderten die NSN-Führung auf, die Pläne sofort zu stoppen und über Alternativen und Zukunftsperspektiven zu verhandeln. Auch die bayerische Staatsregierung kritisierte die Unternehmensleitung scharf und erinnerte sie an ihre soziale Verantwortung für die Mitarbeiter. Der verlustträchtige Netzwerkausrüster hatte angekündigt, in Deutschland etwa 2900 Stellen abzubauen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 9100 Mitarbeiter in Deutschland.

Nach Einschätzung der IG Metall könnten vom Stellenabbau und den erwarteten Ausgliederungen in Deutschland sogar noch mehr Beschäftigte betroffen sein. Der NSN-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Georg Nassauer sagte, die Beschäftigten hätten schockiert und wütend auf die Abbaupläne reagiert. Er kündigte Widerstand dagegen an: "Wir Betriebsräte werden zusammen mit der IG Metall alles tun, um den Abschied von NSN aus Deutschland zu verhindern."

Für die kommenden Tage ruft die IG Metall die Beschäftigten von Nokia Siemens Networks zu Protesten auf. In München sollen die Beschäftigten am Mittwoch nach einer außerordentlichen Betriebsversammlung vor dem NSN-Vorstandsgebäude gegen die geplante Standortschließung demonstrieren.

Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sagte nach einer Kabinettssitzung, der geplante Stellenabbau sei für die gesamte Staatsregierung in keiner Weise nachvollziehbar. Die Entscheidung habe keine konjunkturellen Ursachen. "Diese in Finnland getroffene Standortentscheidung ist das bittere Resultat einer missglückten Unternehmensstrategie. Sie ist die Folge klarer Managementfehler", sagte Zeil. Die NSN-Führung habe auf veränderte Wettbewerbs- und Marktstrukturen viel zu spät reagiert. "Dem Unternehmen ist es nicht gelungen, im international hart umkämpften Umfeld wettbewerbsfähig zu agieren", beklagte Zeil. Den Hauptsitz in München zu schließen, sei eine "unternehmerische Fehlentscheidung, die auf dem Rücken langjähriger Mitarbeiter ausgetragen" werde.

Während NSN in Deutschland rund ein Drittel der Stellen abbaut, sucht das Unternehmen in Polen nach neuen Mitarbeitern. In Breslau hat ein Augenzeuge gerade das Foto von einer Straßenbahn getwittert, die mit groflächiger NSN-Jobwerbung durch die Stadt fährt.

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