Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften:Der Nobelpreis

John Nash s 1994 Nobel Prize is on display before an auction takes place at Sotheby s on October 17

Der Nobelpreis hat eine große Tradition. Wozu aber verpflichtet diese?

(Foto: imago)

Es gibt einen Nobelpreis, der streng genommen keiner ist: den für Wirtschaftswissenschaften. Der neue Preisträger wird am Montag verkündet.

Von Ulrich Schäfer

Es gibt einen Nobelpreis, der - wenn man es ganz streng nimmt - eigentlich keiner ist: jenen für die Wirtschaftswissenschaften. Er wurde nicht von Alfred Nobel gestiftet, sondern erst später, im Jahr 1968, von der Schwedischen Reichsbank. Anlass war das 300-jährige Bestehen der Notenbank. Offiziell heißt er: "Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel" . Nobel starb bereits 1896 und hatte für die Ökonomie herzlich wenig übrig. In einem Brief schrieb er mal: "Ich habe keine Wirtschaftsausbildung und hasse sie von Herzen." Auch deshalb hält sich in bestimmten Kreisen seit Jahren der Vorwurf, die Wirtschaftswissenschaften seien keine Wissenschaft - zu Unrecht, denn es gibt andere Disziplinen, die ähnlich widersprüchlich in ihren Ergebnissen und Handempfehlungen sind, nicht zuletzt die Philosophie, mit der sich übrigens auch viele Ökonomen beschäftigten.

An diesem Montag wird der neue Preisträger verkündet. Oder die neue Preisträgerin. Wobei man - wenn man die Historie der Geehrten betrachtet - davon ausgehen muss, dass es eher ein Mann sein wird. Nur ein Mal, im Jahr 2009, wurde eine Frau ausgezeichnet, die Amerikanerin Elinor Ostrom. Sie beschäftigte sich insbesondere mit der Frage, unter welchen Bedingungen die gemeinschaftliche Nutzung von Gütern möglich sei, etwa Almwiesen oder Bewässerungssystemen. Und siehe da: In vielen Fällen ist die gemeinschaftliche, kooperative Nutzung, die sogenannte Allmende, sowohl der Verstaatlichung als auch der Privatisierung vorzuziehen. Es gibt - historisch betrachtet - zudem eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Preisträger ein Amerikaner sein wird; 48 Mal wurde der Preis bisher vergeben, an insgesamt 76 Preisträger - und 55 von ihnen hatten einen amerikanischen Pass. Nur einziges Mal bekam ein deutscher den Preis: der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten im Jahr 1994.

Wen also wird das Preiskomitee der Schwedischen Akademie der Wissenschaften an diesem Montag auszeichnen? Einer der möglichen Kandidaten, die in den vergangenen Jahren und teils auch im Vorfeld der diesjährigen Entscheidung unter Ökonomen immer wieder genannt wurden, ist der Österreicher Ernst Fehr, der sich in Zürich mit der Spieltheorie beschäftigt und der zu den angesehensten Ökonomen aus dem deutschsprachigen Raum zählt; oder auch der ebenfalls in Zürich beheimatete Glücksforscher Bruno Frey oder der amerikanische Geldtheoretiker John B. Taylor, der als einer von Donald Trumps Kandidaten als neuer US-Notenbankchef gilt. Manche glauben auch an den ehemaligen Fed-Chef Ben Bernanke, an William Nordhaus von der Yale University, der sich mit dem Klimawandel beschäftigt hat, an Oliver Blanchard, den ehemaligen Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds, oder an Paul Romer, den Chefökonomen der Weltbank.

Was noch? Wer glaubt, alle Ökonomen, die mit dem Preis ausgezeichnet werden, folgten dem marktwirtschaftlichen Mainstream, der sollte das Interview in dieser Ausgabe mit Joseph Stiglitz, Preisträger von 2001, lesen. Stiglitz hat übrigens mal gesagt: "Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei Menschen einen Nobelpreis teilen können, weil ihre Theorien sich gegenseitig widerlegen."

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