Niedrige Zinsen:Inflation macht Tages- und Festgeld unattraktiv

Die Deutschen scheuen das Risiko: Am liebsten legen sie ihr Geld auf Tages- oder Festgeldkonten an. Dabei können Anleger damit kaum mehr die Inflation ausgleichen.

Von Harald Freiberger

Seit drei Jahren sind die Zinsen extrem niedrig. Trotzdem parken die Deutschen ihr Geld immer noch am liebsten auf Tages- oder Festgeldkonten. Im Anleger-Indikator der DZ Bank gaben fast 60 Prozent der Befragten an, dass diese Anlageformen am ehesten für sie in Frage kommen, wenn sie in den nächsten Monaten 10 000 Euro zu investieren hätten. Zwar sind Aktien für viele nach dem Kursanstieg in diesem Jahr wieder ein Thema geworden. Das Gros ihres Geldes stecken sie aber nach wie vor am liebsten in Sicheres.

Dabei ist es bei solchen Sparformen schwierig, überhaupt die Inflationsrate zu schlagen, die zuletzt in Deutschland bei 1,9 Prozent lag. Nur wenige Anbieter von Tagesgeld liegen im aktuellen Vergleich der Stiftung Warentest über diesem Zinssatz. So bietet der Testsieger MoneYou, die Direktbank-Tochter der niederländischen ABN Amro, derzeit 2,10 Prozent. Dahinter folgen die Akbank mit 2,05 Prozent, die luxemburgische Advanzia Bank mit 2,03 Prozent sowie drei Anbieter mit 2,00 Prozent: Cosmos Direkt, Rabodirect und NIBC Direct. Die Zinsen sind damit seit September noch weiter gefallen; damals lagen die besten Angebote bei 2,40 Prozent.

Ohnehin sollten Privatanleger nicht zu viel auf das Tagesgeldkonto legen, bei dem sie jederzeit an ihr Geld herankommen. In diese Sparform gehörten höchstens zwei bis drei Monatsgehälter, rät die Stiftung Warentest. Mit dem Geld könnten unvorhergesehene Ausgaben überbrückt werden. Beträge, die darüber hinausgehen, sollten dagegen langfristiger und mit höherer Rendite angelegt werden. Dabei halten Experten für Geld, das nicht benötigt wird, trotz der niedrigen Zinsen durchaus einen Anlagezeitraum von bis zu drei, vier Jahren für möglich.

Sparbuch wenig rentabel

Die naheliegende Sparform dafür ist Festgeld. Im Vergleich der Stiftung Warentest gibt es beim besten Anbieter für ein Jahr Laufzeit, der Fidor Bank, 2,40 Prozent Zinsen. Dahinter folgen NIBC Direct mit 2,30 Prozent und die VTB Direktbank mit 2,25 Prozent. Legt man das Geld für vier Jahre fest an, sind bei der VTB Direktbank schon 3,30 Prozent Zinsen im Jahr drin, bei NIBC Direct sind es 3,00 Prozent.

Weniger rentabel ist das gute alte Sparbuch, bei dem bis zu 2000 Euro sofort verfügbar sind und für Beträge darüber eine dreimonatige Kündigungsfrist gilt. Selbst die besten Angebote liegen unter der Inflationsrate, real verlieren Anleger damit also Geld. Die BMW Bank bietet auf ihrem Online-Sparkonto derzeit 1,80 Prozent Zins, bei der Gefa Bank sind es 1,75 Prozent.

"Nicht alles auf eine Karte setzen"

Die Stiftung Warentest empfiehlt Privatanlegern, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern mehrere Sparangebote miteinander zu kombinieren. Eine gute Mischung sei etwa Tagesgeld bei einem der besten Anbieter, zum Beispiel MoneYou, und dazu Festgeld über drei oder vier Jahre bei der VTB Direktbank.

Bei jeder Bank mit Sitz in der Europäischen Union sind mindestens 100 000 Euro pro Kunde sicher. Zudem gibt es den Einlagenschutz der deutschen Bankenverbände, der für Mitgliedsbanken über diesen Betrag hinausgeht. Die Stiftung Warentest bringt allerdings nicht jeder Bank in Europa so viel Vertrauen entgegen, dass sie ihre Angebote in den aktuellen Test mit aufnahm. So fehlt trotz Spitzenzinsen von drei Prozent für ein Tagesgeldkonto die italienische IW Bank. Der Grund: Im Kontoeröffnungsantrag steht eine Klausel, die das Institut vom Bankgeheimnis entbindet.

Auch die AS Privatbank aus Lettland und die Bigbank aus Estland schafften es nicht in den Vergleich der Warentester: Sie haben Zweifel, ob die Sicherungstöpfe dieser Länder reichen, um im Fall einer größeren Bankpleite alle Sparer zu entschädigen. Abschreckendes Beispiel ist die lettische Parex Bank, die 2008 in Schieflage geriet. Das angeschlagene Land brauchte Kredite von außen, um das Institut retten zu können.

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