Neuwagen:Warten auf den Ausverkauf

Inside A Hyundai Motor Co. Car Port As Carmaker Reports Earnings

Günstig abzugeben? In diesem Jahr könnten Kunden, die auf der Suche nach einem neuen Auto sind, das eine oder andere Schnäppchen finden.

(Foto: Bloomberg)

VW hat 2015 trotz der Abgas-Affäre kaum Rabatte angeboten. In diesem Jahr könnte es für die Käufer aller Marken besser aussehen.

Von Angelika Slavik, Hamburg

2015 war ein Jahr, das in der Geschichte des Volkswagen-Konzerns für immer einen ganz besonderen Platz haben wird. Im Frühjahr lieferten sich der Vorstandschef Martin Winterkorn und der Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch einen öffentlichen Machtkampf, Piëch musste daraufhin seinen Posten räumen. Wenige Monate später war auch Winterkorn Geschichte - und Volkswagen mitten in der schlimmsten Krise der Konzerngeschichte. Der Affäre um manipulierte Abgaswerte von Dieselmotoren.

Wer gehofft hat, nun besonders günstig an einen VW zu kommen, der wurde bislang enttäuscht: Der Volkswagen-Konzern hat seinen Kunden 2015 keine größeren Preisnachlässe gewährt als in anderen Jahren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die das Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen am Montag veröffentlichte. "Die ganz großen Rabattaktionen sind ausgeblieben", heißt es darin. Offenbar wolle der neue Vorstandschef Matthias Müller die Absatzzahlen nicht über Rabattaktionen und andere Kaufanreize ankurbeln. In der Ära Martin Winterkorns seien teure Prämienprogramme dagegen üblich gewesen.

Tatsächlich reagierten die Käufer vor allem in Deutschland mit Verzögerung auf die Enthüllungen bei Volkswagen: Nachdem die Absatzzahlen in den ersten Wochen der Affäre weitgehend stabil geblieben waren, ging der Konzernabsatz im November um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück, es war der zweite Monat mit rückläufigen Zahlen in Folge. Die Käufer in den einzelnen Ländern reagieren unterschiedlich heftig auf die Affäre: Am Montag wurde etwa bekannt, dass in Frankreich im Dezember 8,9 Prozent weniger VW-Fahrzeuge angemeldet wurden als im Jahr zuvor. Das teilte der französische Automobilverband CCFA mit. Diese Zahl gilt für die Marken aus dem Haus VW insgesamt. Noch drastischer war der Einbruch bei den Zahlen der Stammmarke VW: Hier betrug das Minus sogar 15,2 Prozent. Trotz der Einbrüche blieb VW mit einem Anteil von 12,9 Prozent die größte nicht-französische Marke im Land. Fast 55 Prozent der Wagen stammen von französischen Herstellern.

In Deutschland hat VW laut der Studie im Dezember eher weniger Nachlässe gewährt als im Vormonat. Die Rabatte bei Internet-Vermittlern wurden demzufolge bei den VW-Modellen Golf und Polo im Dezember um knapp vier und etwa ein Prozent reduziert. Das waren die stärksten Rückgänge unter den 30 meistverkauften Neuwagen-Modellen, die die Forscher von der Universität Duisburg-Essen monatlich auswerten. Im Durchschnitt gewährten die Online-Markenhändler einen Nachlass von 17,8 Prozent - allerdings lockt die Kernmarke VW die Kunden mit vergleichsweise hohen Prämien, wenn ein Gebrauchtwagen in Zahlung gegeben wird. Der Rabatt für einen VW Golf ließ sich damit im Vergleich zum Listenpreis zuletzt auf etwa 23 Prozent steigern.

Insgesamt war 2015 aber kein schlechtes Jahr für Autokäufer: Der Rabattindex des CAR-Instituts erreichte den zweithöchsten Stand seit Beginn der Auswertung vor zehn Jahren, für geschickt verhandelnde Kunden war also einiges drin. 2016 könnte aus Sicht der Autokäufer sogar noch besser laufen: Wer sich nach einem neuen Wagen umschaue, dürfe sich auf "paradiesische Zeiten" einstellen, hieß es bei den Studienautoren. Darauf weise die Menge an Tageszulassungen und jungen Gebrauchtwagen hin, die die Händler noch in ihren Beständen hätten. Gerade bei Tageszulassungen gewährten Vertragshändler große Rabatte, oft bis zu einem Drittel des Listenpreises.

Zudem stiegen die Eintauschprämien immer weiter an: Händler zahlen überhöhte Preise für Gebrauchtwagen, um die Kunden für einen Neuwagenkauf zu begeistern - obwohl dadurch ihre eigene Marge um bis zu neun Prozent geringer werde.

Wer sicher gehen will, bei einem Kauf das Beste für sich rauszuholen, dem raten Verbraucherschützer übrigens zur gleichen Strategie wie am Sonntagmorgen auf dem Flohmarkt - die da lautet: Wer einen Preisnachlass will, muss sich erst mal trauen, nach einem zu fragen. Und, vielleicht noch wichtiger: nett sein. Wer dem Händler sympathisch sei, mache am Ende meist den besseren Deal als Kunden, die allzu aggressiv aufträten.

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