Neuer Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke:Sonst stirbt die Marke

Die schöne Lena-Werbewelt von Opel ist nur Schein. Die Realität ist knallhart: Milliardenverluste und Jobstreichungen. Der neue Opel-Chef Stracke hat die allerletzte Chance, den Konzern vor dem Schrottplatz zu bewahren.

Thomas Fromm

Im Grunde gibt es zurzeit zwei Opel-Welten. Die eine besteht aus großen Werbebotschaften. Der Schlagersängerin Lena Meyer-Landrut, die um Opel-Modelle herumtänzelt. Oder den großen Kampagnen, in denen der Hersteller seinen Kunden eine "lebenslange Garantie" auf seine Autos verspricht. Es ist eine künstliche Scheinwelt.

Die andere besteht aus harten Fakten. Milliardenverlust, 1200 Jobs, die in Bochum gestrichen werden sollen, Riesenrabatte, die der Konzern geben muss, wenn er seine Autos überhaupt noch verkaufen will. Es ist die Realität eines Autobauers, der erst immer weniger Fahrzeuge verkaufte. Und dann mit ansehen musste, wie sein Image in der Öffentlichkeit zerbröselte wie der Unterboden eines Jahrzehnte alten Autos auf dem Schrottplatz.

Deshalb dürfte dieser Montag in die Geschichte von Opel eingehen. Als der Tag, an dem sich in dem Konzern ein Manager ans Steuer setzte, der die wohl letzte Chance hatte, das Ruder noch einmal herumzureißen. Karl-Friedrich Stracke ist kein Neuling; er arbeitet seit Jahrzehnten bei Opel und kennt die Stärken und Schwächen seines Arbeitgebers genau. Das gibt ihm die Glaubwürdigkeit, gegenüber den Arbeitnehmern unpopuläre Beschlüsse durchzusetzen, mit denen sein Vorgänger womöglich gescheitert wäre. Dass Stracke, anders als sein Vorgänger Reilly, kein reiner Zahlenmann und ausgewiesener Radikal-Sanierer ist, dürfte ihm dabei helfen. Stracke ist Maschinenbauer, und die Arbeitnehmer hoffen zurecht, dass er in seinem Büro mehr Gedanken an erfolgreiche und fortschrittliche Autos verschwendet als an radikale Sanierungspläne.

In der unendlichen Opel-Saga hat nun die entscheidende Phase im Überlebenskampf des Autobauers begonnen: Bleibt der Hersteller zwischen seinen beiden Welten aus Marketing und Sparplänen gefangen, schrumpft er sich selbst zu Tode. Marketing allein wird zum Überleben nicht reichen. Gelingt es dem neuen Chef aber, gute Autos zu bauen und diese auch für gute Preise am Markt zu verkaufen, dann könnte er es - mit Hilfe der Arbeitnehmervertreter - schaffen. Die nächsten ein bis zwei Jahre werden entscheidend sein.

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