Neuer McKinsey-Chef:Aufbrechen - nicht nur sparen

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Der Kanadier Dominic Barton bekommt einen illustren Job: Er wird neuer Chef der Beratungsfirma McKinsey. Er steht für Aufbruch - sein Gegenkandidat galt eher als Sparer.

Karl-Heinz Büschemann

Die Beratungsgesellschaft McKinsey hat vom 1. Juli an einen neuen Chef für ihre weltweite Organisation. Künftiger Managing Director des weltweit größten Unternehmens der Branche wird der Kanadier Dominic Barton. Der 46-Jährige leitet seit 2004 das Shanghaier Büro von McKinsey.

Dominic Barton - Mann mit umfangreicher Asienerfahrung (Foto: Foto: Bloomberg)

Zuvor war er vier Jahre Chef der Vertretung in Korea. Barton übernimmt das Amt von dem Briten Ian Davis, der den Posten sechs Jahre innehatte und nach den internen Regeln keine dritte dreijährige Amtsperiode antreten darf. Die Regeln sehen auch vor, dass ein McKinsey-Chef im Amt nicht die 60-Jahres-Grenze erreichen darf. Seit der Gründung von McKinsey im Jahr 1926 ist Barton der elfte McKinsey-Chef.

Aufträge gehen zurück

Die Wahl Bartons wird intern als Reaktion auf die zunehmende Bedeutung Asiens im Weltmarkt gedeutet. Für ihn sprach neben seiner verbindlichen persönlichen Art, dass er sowohl in Europa, Amerika wie in Asien Erfahrungen gesammelt hat. Ein Nordamerikaner, der Erfahrungen in China hat, gilt bei McKinsey als Idealbesetzung.

Die Entscheidung sei auch Signal für einen zuversichtlichen Aufbruch in eine schwierige Zeit der Weltwirtschaftskrise, während es von Bartons Gegenkandidaten Michael Patsalos-Fox heißt, er stehe mehr für Sparen und starkes Kostenmanagement. In der Finanzkrise haben auch die Berater zunehmend Probleme, ihr Wachstum zu halten. Zum Teil gehen die Aufträge deutlich zurück.

Barton, der an den Universitäten von British Columbia und Oxford Wirtschaftswissenschaft studiert hat, genießt intern auch hohes Ansehen, weil er in vielen verschiedenen Branchen Erfahrung gesammelt hat. Seine McKinsey-Karriere begann er 1986 im Büro von Toronto, wo er sich mit der Reform des Finanzsektors befasste sowie mit dem Management privater und öffentlicher Unternehmen.

Er verfügt über Fachwissen im Bankenwesen, im Konsumgütergeschäft sowie in der Industrie. Besonders beim Ausbau regionaler Unternehmen zu globalen Akteuren hat er Erfahrung gesammelt.

Die Wahl des McKinsey-Chefs, der allerdings an der Spitze der Firma kein Weisungsrecht besitzt, sondern nur der Primus inter Pares von knapp 400 Seniorpartnern ist, findet alle drei Jahre statt. Die internationalen Seniorpartner bestimmen dann in einer elektronischen Abstimmung ihren Chef.

So konnten die führenden Partner im Januar Vorschläge machen. Da in diesem Schritt keiner der Vorgeschlagenen die Mehrheit der Stimmen erhielt, wurden die sieben meistgenannten Kandidaten in den zweiten Wahlgang geschickt. Weil wieder keine Mehrheit zustande kam, wurde ein dritter Wahlgang mit nur noch zwei Kandidaten nötig.

Frank Mattern, 47, der seit zwei Jahren die deutsche Niederlassung von McKinsey leitet, soll dem Vernehmen nach im Rennen um die Weltspitze unter die ersten Sieben gekommen sein.

Weil er erst zwei Jahre im Amt ist, hatte er jedoch keine echte Chance auf den Welt-Spitzenposten. Intern heißt es auch, nach dem Briten Ian Davis wäre die erneute Wahl eines Europäers sehr ungewöhnlich gewesen.

© SZ vom 24.02.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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