Neuer Bieter aufgetaucht:Russen an Karstadt interessiert

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Im Ringen um die insolvente Warenhauskette Karstadt ist überraschend ein vierter Interessent aufgetaucht. Der neue Bieter stammt offenbar aus Russland.

Im Ringen um die insolvente Warenhauskette Karstadt ist hat sich ein weiterer Interessent gemeldet. "Es ist ein Schreiben eingegangen. Es wurde an die Investmentbank zur Prüfung weitergeleitet", sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg am Samstag. Wer zu den bisherigen Bietern Triton, Nicolas Berggruen und Highstreet hinzugekommen ist, wollte der Sprecher nicht sagen.

Karstadt-Flaggen wehen vor der Karstadt-Hauptverwaltung in Essen: Im Ringen um die insolvente Warenhauskette ist nun überraschend ein neuer Bieter aufgetaucht - der Interessent soll aus Russland sein. (Foto: dpa)

Nach einem Bericht des Spiegels handelt es sich dabei um ein russisches Konsortium unter Führung des St. Petersburger Unternehmers Artur Pachomow. Dieses wolle für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag 100 Prozent der Geschäftsanteile erwerben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen erfahren hat, umfasst das Schreiben des Interessenten lediglich fünf bis sechs Seiten. Zudem habe er keine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgenommen, hieß es in den Kreisen.

Noch kein Favorit unter den Bietern

In der Zitterpartie um Karstadt hatte Insolvenzverwalter Görg am Freitag die eigentlich an diesem Tag auslaufende Frist für einen Bieter bis auf den 9. Juni verlängert. An diesem Termin sollen nun die Gläubiger des 25.000 Beschäftigte zählenden Warenhauskonzerns einen Kaufvertrag mit einem neuen Eigner unterzeichnen. Bis dahin müssen sie sich aber noch einig werden, welchem Bieter sie den Zuschlag geben.

Die deutsch-schwedische Fondsgesellschaft Triton, der Investor Nicolas Berggruen und das Vermieterkonsortium Highstreet um die US-Investmentbank Goldman Sachs hatten am Freitag erst kurzfristig vor der Sitzung des elfköpfigen Gläubigerausschusses detaillierte Gebote vorgelegt. Für den Vorsitzenden des Karstadt-Gesamtbetriebsrats, Hellmut Patzelt, gibt es noch keinen Favoriten unter den drei Bietern. Die Angebote müssten erst genau geprüft werden, sagte Patzelt, der als Vertreter der Belegschaft auch im Gläubigerausschuss sitzt, im Deutschlandradio Kultur: '"Der Investor, der Karstadt mittel- bis langfristig nachhaltig eine Zukunft bietet, und insbesondere natürlich den Arbeitsplätzen - ich glaube, das wird dann derjenige sein, der auch Karstadt haben soll."

Das russische Konsortium will laut Spiegel neben der Bereitstellung von Geld für die Finanzierung des Weihnachtsgeschäfts 2010 ab 2011 durch Investitionen von jährlich rund 80 Millionen Euro die Karstadt Warenhaus AG langfristig sichern. Zudem solle die wirtschaftliche Basis des Unternehmens "durch punktuelle Internationalisierung des Warenhaus-Geschäftes an attraktiven Standorten außerhalb Deutschlands" verbreitert werden.

Zu den Beratern der Investoren gehören dem Magazin zufolge mehrere ehemalige Karstadt-Manager, darunter der Ex-Vorstandschef Helmut Merkel. Unterdessen verstärkte der Investor Nicolas Berggruen sein Werben um die Arbeitnehmer noch einmal. Berggruen sei nach der Präsentation seiner Offerte in Essen am Freitagnachmittag in Berlin mit Verdi-Vizechefin Margret Mönig-Raane zusammengekommen, sagte eine Verdi-Sprecherin Reuters. Er habe seine Pläne mit der Gewerkschafterin besprochen.

Nach dem Gläubigerbeschluss muss das zuständige Amtsgericht in Essen noch grünes Licht für eine Rettung von Karstadt geben. Es muss entscheiden, ob der Karstadt-Insolvenzplan in Kraft treten kann. Bedingungen dafür sind ein Kaufvertrag mit einem neuen Eigner sowie ein Verzicht von Kommunen mit Karstadt-Standorten auf Mehrwertsteuerzahlungen. Scheitert der Insolvenzplan, würde Karstadt mit seinen 120 Warenhäusern zerschlagen, zahlreiche Arbeitsplätze gingen verloren.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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