Neue Zusammenarbeit:Deutsche Bank erreicht 15 Millionen ADAC-Mitglieder

Das Kreditinstitut kooperiert mit Europas größtem Automobilclub und bietet dessen Mitgliedern Vorzugskonditionen an.

K.-H. Büschemann, H. Einecke und M. Hesse

Der Automobilclub ADAC will mit neuen Sparprodukten der Deutschen Bank seine Mitglieder an sich binden oder neue gewinnen.

ADAC dpa

Viele verbinden mit dem ADAC nur Pannen- und Notfallhilfe. Doch der Automobilclub vermittelt auch Finanzdienstleistungen.

(Foto: Foto: dpa)

Von Oktober an bekommen die 15 Millionen Mitglieder ein Sparbuch samt Karte sowie einen längerfristigen Sparvertrag für Reisen, Autos oder Führerschein angeboten.

ADAC-Präsident Peter Meyer begründete den Schritt mit dem Wunsch, einen optimalen Service rund um die Mobilität anzubieten.

Dazu gehöre neben den Versicherungsprodukten, einer mit der Berliner Bank herausgegebenen Kreditkarte und Ratenkrediten der Volkswagen Bank das Sparen. Die Deutsche Bank habe unter zehn Verhandlungspartnern den Zuschlag bekommen, weil sie bereit gewesen sei, auf die Wünsche des ADAC einzugehen und als größte deutsche Privatbank die breite Masse anspreche.

Das Sparkonto hat eine dreimonatige Kündigungsfrist, bietet 3,25 Prozent Zinsen in den ersten sechs Monaten, falls es zwischen dem 1. Oktober und 15. November eröffnet wird. Solche Konditionen gibt es derzeit für originäre Deutsche-Bank-Kunden nicht. Nach den sechs Monaten ist die Zinshöhe offen. Derzeit spricht die Deutsche Bank von 2,5 Prozent, behält sich Änderungen allerdings vor. Zu dem Sparkonto gehört eine Sparcard, mit der an 35.000 Geldautomaten weltweit Bargeld gezogen werden kann.

Attacke auf die Direktbanken

Der längerfristige Sparvertrag zielt auf den Traum von Auto, Reise oder Wohnmobil. Die Zinsen sind nach Laufzeit gestaffelt und liegen in zehn Jahren bei 4,1 Prozent. Ein Sonderprodukt ist das so genannte Führerschein-Sparen, das Eltern oder Paten für den Nachwuchs abschließen können. Als Besonderheit gelten die niedrige monatliche Mindest-Sparrate von zehn Euro sowie die Notfall-Klausel. Sie verhilft dem Sparer oder seiner Familie zu seinem Geld, falls er arbeitslos, pflegebedürftig oder zahlungsunfähig wird. Meyer wollte keine Prognose über die Absatzchancen für die Produkte äußern.

Deutsche Bank erreicht 15 Millionen ADAC-Mitglieder

Verbraucherschützer sehen in dem Angebot der Deutschen Bank eine ernsthafte Konkurrenz für Direktbanken wie ING Diba. "Das ist eine erstaunliche Attacke, die mit diesen Konditionen Aussicht auf Erfolg hat", sagte Arno Gottschalk, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bremen. Der Zins von 4,1 Prozent für eine Laufzeit von zehn Jahren liege über dem, was sonst in der Regel für Sparpläne gezahlt werde. Ähnliches gelte auch für den Festgeldzins von 3,25 Prozent für die ersten sechs Monate.

Das Kleingedruckte lesen

"Anleger sollten allerdings das Kleingedruckte prüfen und müssen sich darüber im klaren sein, dass die Konditionen in Zukunft nach unten angepasst werden können", warnte Gottschalk. Sicherlich gehe es der Deutschen Bank vor allem darum, über die Angebote einen großen Stamm an Privatkunden für andere Finanzdienstleistungen zu erschließen.

Bei einem früheren Finanzangebot, war der ADAC weit hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben. Im Frühjahr 2004 beschloss der Autoclub, gemeinsam mit der Volkswagen Bank den Mitgliedern eine Finanzierung zum Kauf von Gebrauchtwagen anzubieten. Damals war der Verkauf von jährlich 30.000 Ratenkrediten pro Jahr ins Auge gefasst worden. Dem ADAC schwebte eine durchschnittliche Kreditsumme von 5000 Euro vor. Doch die Mitglieder zogen nicht mit. Im Jahr 2004 wollten nur 7800 Interessenten eine Finanzierung über den Autoclub. Bis heute kamen nur 11.000 Verträge zustande. Allein das ADAC-Angebot von Versicherungen gilt bisher als erfolgreich. Die Höhe der Provision, die der Automobilclub von der Deutschen Bank erhält, sei kostendeckend, sagte Meyer.

Besserer Kundenzugang

Die Deutsche Bank verspricht sich von dem Vertrieb über den ADAC den Zugang zu Kunden, die sie sonst nicht erreichen würde. Rainer Neske, in der Konzernführung für Privatkunden zuständig, sprach von einer "guten Ergänzung des Vertriebswege-Mixes". Der Autoclub sei die zweite Partnerschaft nach dem Finanzvertrieb DVAG. Das Rückgrat der Deutschen Bank in Deutschland bildeten die 770 Finanzberater-Büros, die bis Ende kommenden Jahres um 320 aufgestockt werden sollen. Hinzu kämen 1300 mobile eigene Finanzberater und die beiden neuen Partnerschaften.

Der Vertrag zwischen ADAC und Deutscher Bank läuft zunächst drei Jahre und damit deutlich kürzer als die Anbindung an die Volkswagen Bank und die Berliner Bank (fünf Jahre beziehungsweise zwanzig Jahre). Mayer und Neske stellten in Aussicht, auch bei weiteren Produkten zusammenzuarbeiten, falls sich der Anfang als Erfolg herausstelle. Sichergestellt sei, dass die Deutsche Bank keinen Zugriff auf die Daten des ADAC habe. Die Sparer würden aber automatisch Kunden der Deutschen Bank und in diesem Rahmen auch von ihr angesprochen.

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