Neue Statistik der ILO:Zahl der Kinderarbeiter nimmt ab - aber zu langsam

Nepalese police raid sari factory employing underage workers

Ein Junge arbeitet in einer Textilfabrik am Stadtrand von Kathmandu. Weltweit gibt es 168 Millionen Kinderarbeiter.

(Foto: dpa)

Nachtarbeit, Schuften unter Tage oder sexuelle Ausbeutung: Weltweit gibt es 168 Millionen Kinderarbeiter - viele davon arbeiten unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Laut der Arbeitsorganisation ILO gibt es Fortschritte im Kampf gegen Kinderarbeit. Doch die kommen nicht schnell genug.

Jedes zehnte Kind im Alter von fünf bis 17 Jahren muss arbeiten - mehr als die Hälfte von ihnen unter Bedingungen, die ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährden. Dies geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation ILO für das Jahr 2012 hervor (PDF). Weltweit gibt es den Schätzungen zufolge etwa 168 Millionen Kinderarbeiter.

Dazu zählen etwa Arbeiten mit gefährlichen Gerätschaften, in der Nacht, unter Wasser oder unter Tage sowie sexuelle Ausbeutung. Als Kinderarbeiter gilt, wer mehr als nur leichten oder auf wenige Stunden begrenzten Tätigkeiten nachgeht - auch unbezahlt.

Allerdings gibt es Fortschritte, wie der Bericht zeigt. Seit Beginn der ILO-Statistiken im Jahr 2000 habe die Kinderarbeit um ein Drittel abgenommen, teilten die Herausgeber der Studie mit. Im Vergleich zu damals gab es 2012 beinahe 78 Millionen weniger Kinderarbeiter. Vor allem bei den Mädchen war der Rückgang erheblich: Den Schätzungen zufolge müssen von ihnen inzwischen 40 Prozent weniger arbeiten. Bei den Jungen waren es 25 Prozent.

Immer mehr Staaten bekennen sich der ILO zufolge zu einem besseren Arbeitsschutz für Kinder, setzen zum Beispiel ein Mindestalter für Beschäftigte fest oder verbieten die schlimmsten Formen der Kinderarbeit per Gesetz. 2008 und 2009 habe die Kinderarbeit selbst angesichts einer globalen Wirtschaftskrise abgenommen - dies zeige, dass eine positive Entwicklung nicht nur vom Wirtschaftswachstum abhänge, sondern auch vom politischen Willen, so das Ergebnis des Berichts.

Allerdings stellen sich diese Erfolge aus Sicht der ILO zu langsam ein. Das Ziel, bis 2016 die gefährlichsten Formen von Kinderarbeit ganz zu beseitigen, werde definitiv nicht erreicht.

Zahlenmäßig leben die meisten Kinderarbeiter in Asien und im Pazifikraum. Prozentual ist ihr Anteil jedoch in Afrika, südlich der Sahara, am höchsten: Dort arbeitet jedes fünfte Kind. Nach ILO-Angaben ist Kinderarbeit aber nicht nur ein Problem der ärmsten Länder oder der armen Haushalte innerhalb eines Landes. In absoluten Zahlen betrachtet, lebten sogar die meisten Kinderarbeiter in Ländern mit mittlerem Nationaleinkommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: