Neue Rekordzahlen:Mehdorns teurer Erfolg

Die Privatisierung der Bahn rückt näher - allerdings soll sie die Kontrolle über das Schienennetz behalten. Den Preis dafür zahlen die Bahnkunden und Steuerzahler.

Michael Bauchmüller

Hartmut Mehdorn ist ein Phänomen. Seine Kritiker haben alles versucht, ihn zu stürzen. Sie wühlten in undurchsichtigen Immobilien-Transaktionen. Sie schlachteten einen Sturmschaden am Berliner Hauptbahnhof aus. Sie malten den Verfall des Schienennetzes an die Wand. Und der Bahnchef? Er hat alles überlebt - mit besten Aussichten auf Vertragsverlängerung.

An diesem Donnerstag wird er mit neuen Rekordzahlen, einem über Erwarten hohen Gewinn, weiter punkten. Die einst so piefige Bundesbahn ist mit den Jahren schlanker und effizienter geworden, die neue Bahn nimmt Kurs auf den Kapitalmarkt.

Der Rekordgewinn mag mit einigen Bilanzkünsten aufpoliert sein, fest steht aber: Im Poker um die Bedingungen des Bahn-Börsengangs der Bahn legt Mehdorn heute noch ein Ass auf den Tisch. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass Mehdorns Börsen-Wünsche in Erfüllung gehen.

Kontrolle über das Schienennetz

Erste Entwürfe für das Gesetz wurden auf seinen Protest hin abgeändert. Eine Privatisierung der Bahn noch in Mehdorns Ägide rückt näher; und auch eine, bei der die Bahn wie erwünscht die Kontrolle über das Schienennetz behält.

Den Preis für Mehdorns Erfolg zahlen Steuerzahler und Bahnkunden. Die Steuerzahler, weil sie auf Jahre hin Milliarden ins Schienennetz stecken dürfen, die Kontrolle darüber aber abgeben. Und die Bahnkunden, weil ein reger Wettbewerb auf der Schiene mit den jüngsten Plänen eher erschwert als erleichtert wird.

Die Bundesregierung ist auf bestem Wege, in Kenntnis der Probleme ein Gesetz von kafkaesker Struktur zu verabschieden, das vor allem der Bahn und deren Investoren dient. Chapeau, Herr Mehdorn: Das schafft nicht jeder.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: