Neue Rabatte:Bahn will billiger werden

Bahncard

Nicht nur die Bahncard - der Konzern erwägt, sein Rabattangebot auszuweiten

(Foto: dpa)
  • Ein Radiosender hatte berichtet, dass die Bahncard abgeschafft werde. Der Konzern widerspricht deutlich: "Das ist völliger Quatsch", sagt Bahnchef Grube.
  • Der Konzern erwägt neue Rabattsysteme zusätzlich zur Bahncard. Details nannte die Bahn aber noch nicht.
  • Die Lokführergewerkschaft GDL setzt ihre Streiks bei der Deutschen Bahn bis einschließlich 11. Januar 2015 aus.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Die Meldung sandte ihre Schockwellen zuerst durch Hessen. Die Deutsche Bahn, so berichtete der Hessische Rundfunk, denke über die Abschaffung der Bahncard nach. Der Sender berief sich auf ein Papier zur Vorbereitung der Aufsichtsratssitzung nächste Woche - und provozierte eine Welle an Dementis. "Es gibt kein Abschaffen der Bahncard", ließ sich der sonst so besonnene Bahnchef Rüdiger Grube zitieren: "Das ist völliger Quatsch." Auch der Verkehrsminister, gewissermaßen der Eigentümer der Bahn, sekundierte. Die Bahncard gehöre "zur Mobilitätskultur in Deutschland", sagte CSU-Mann Alexander Dobrindt. "Sie ist beliebt, hat sich bewährt und wird Bestand haben."

Fünf Millionen dieser Rabattkarten hat die Bahn in diesem Jahr verkauft, sie gewähren entweder 50 oder 25 Prozent Rabatt auf den Fahrpreis. Die 25-Prozent-Version können Kunden zudem mit Frühbucher-Angeboten kombinieren. Ein eingespieltes System - doch ganz offensichtlich denkt der Konzern über Änderungen nach. Nur eben nicht über eine Abschaffung.

"Grob falsch" sei über das Papier für den Aufsichtsrat berichtet worden, stellte Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg klar. Die Bahn überlege lediglich, auf welche Anreize Kunden vielleicht noch reagierten. "Dass wir in einem Wettbewerbsmarkt darüber nachdenken, ist wohl verständlich", sagte er in einer eilends einberufenen Telefonkonferenz. Allerdings sei dabei nur an eine "sinnvolle Weiterentwicklung" der Kundenkarte gedacht, mit zusätzlichen Rabatten für jene Kunden, die sich von der bisherigen Bahncard nicht angesprochen fühlten. Wie die konkret aussehen sollen, ließ er offen. Das Papier für den Aufsichtsrat sieht dafür offenbar auch Vielfahrer-Rabatte vor. Denkbar seien "individuelle Rabatte nach Kundenumsatz", zitierte der Hessische Rundfunk, oder auch ein "dynamischer Rabatt nach Auslastung". Konkrete Entscheidungen darüber stehen aber offenbar noch nicht an. Nur sind nun die ersten Überlegungen in der Welt - und eine gewisse Aufregung.

GDL will bis 11. Januar nicht mehr streiken

Ohnehin hat die Bahn derzeit hart zu kämpfen, um Kunden zu halten. Im ersten Halbjahr 2014 war der Fernverkehr um 2,8 Prozent zurückgegangen. Der Umsatz der Sparte verringerte sich um 1,6 Prozent auf 1,98 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn sank auf 123 Millionen Euro - gegenüber 167 Millionen im ersten Halbjahr 2013. Niedrige Spritpreise und die Konkurrenz der Fernbusse machen dem Unternehmen zu schaffen, aber zuletzt auch der Arbeitskampf der Lokführer. Zumindest an dieser Front ist nun vorerst Ruhe. Am Donnerstag setzte die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streiks bei der Bahn bis einschließlich 11. Januar 2015 aus. Allerdings setzte GDL-Chef Claus Weselsky dem Unternehmen auch eine Frist bis zum 17. Dezember, um ein "erheblich verbessertes" Angebot für einen eigenständigen Tarifvertrag vorzulegen. Falls die Bahn keine Verhandlungen anbiete, werde die GDL nach dem 11. Januar "massive Arbeitskämpfe" führen. "Wir werden nicht lockerlassen", sagte er.

Die konkurrierende Eisenbahngewerkschaft EVG dagegen hat Streiks nur bis zu ihrer nächsten Verhandlungsrunde am 12. Dezember ausgeschlossen. Sie will konkurrierende Tarifverträge nicht akzeptieren. Womöglich hat die Bahn derzeit auch einfach größere Sorgen als die Zukunft der Bahncard.

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