Neue Glücksspiel-Metropole für Spanien:Stadt der Sünden

Erst Euro-Disney, nun Euro-Vegas? Ausgerechnet im krisengeplagten Spanien soll ein europäisches Las Vegas entstehen. Doch wie tauglich sind die Pläne?

Javier Cáceres

Die Spanier sind schon seit einiger Zeit an Geschichten von angeblich heilbringenden Glücksspiel-Tempeln gewöhnt. Das dürfte erklären, warum sich die Aufgeregtheit in Grenzen gehalten hat, seit es eine auf den ersten Blick elektrisierende Meldung rund um den Globus geschafft hat. Demnach habe sich der US-Konzern Las Vegas Sands (LVS) das von Krise und Arbeitslosigkeit geplagte Spanien als möglichen Standort für ein europäisches "Vegas" ausgeguckt.

LAS VEGAS BLVD

Gibt es eine ähnliche Skyline bald auch in Spanien?

(Foto: AP)

Hotels mit mehr als 20.000 Zimmern sollen aus dem Boden gestampft werden, vielleicht ein Kleinvenedig, wie im amerikanischen Vorbild - bei Gesamtinvestitionen von 10 bis 15 Milliarden Euro sollen jedenfalls bis zu 180.000 Arbeitsplätze entstehen. Auf einem Areal von mehreren Millionen Quadratmetern: in Madrid, Valencia oder an der Costa del Sol. "Europe-Vegas oder Euro-Vegas" solle der Komplex wohl heißen.

Zitiert wurde mit diesen Angaben der Chef der US-Company LVS, Sheldon Adelson, in der Business Times aus Singapur, die Meldung wanderte schließlich auf die Seiten der spanischen Presse. Das Projekt, so habe Adelson erklärt, sei schon vor Ausbruch der Rezession in Spanien geprüft worden, dann aber wieder verschoben worden.

In Macao war das bislang jüngste LVS-Projekt entstanden, im vergangenen Jahr habe es dort mehr als 11 Millionen Besucher gegeben. Bei LVS selbst hielt man sich auf Anfrage bedeckt. In der Regionalverwaltung der spanischen Hauptstadt Madrid war der Name Adelson wiederum wohlbekannt. Vor gut einem Monat sei LVS über die Vermarktungsfirma der Hauptstadt an die Behörden herangetreten; seither prüfe man zwei oder drei mögliche Standorte für das Projekt.

Eher überrascht war man von den Nachrichten in der Stadt Valencia. Dort hatten sich LVS-Vertreter bereits vor zwei Jahren blicken lassen, um die aus Anlass des Segelwettbewerbs America´s Cup neu gestaltete Hafenpromenade in Augenschein zu nehmen - und danach nie wieder von sich hören lassen.

Blüht LVS ein ähnliches Schicksal wie den Vorgängern?

Adelson soll bei seinem Auftritt in Macao aufs Tempo gedrückt haben, man brauche möglichst schnell Zusagen der Verwaltung, sowohl was Baugenehmigungen wie auch Glücksspiellizenzen anbelangt.

Doch ob das von heute auf morgen geht? Die Erfahrung lässt daran eher zweifeln: Erst vor wenigen Jahren war ein ähnliches Projekt angekündigt worden, Gran Scala, in der verwaisten, aber durch Flughafen und Bahnhof recht gut vernetzten Steppe von Aragonien sollte es entstehen. Sogar die Verträge wurden feierlich am Sitz der Regionalregierung unterzeichnet, potentielle Investoren vorgestellt.

Doch von der vollmundig für 2010 angekündigten Eröffnung des Glücksspielareals war dann nichts zu sehen. Die Frage ist nun, ob dem LVS-Projekt ein ähnliches Schicksal blüht, oder ob vor den Toren einer spanischen Großstadt eine europäische Variante der Sin City entsteht.

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