Neue Arbeitszeiten in Dresdner Chipfabrik:Infineon schafft Zwölfstundenschicht ab

Infineon legt Jahreszahlen vor

Infineon stellt sein Schichtmodell um: Die Beschäftigten in Dresden haben künftig wieder Achtstundentage.

(Foto: dpa)

Zu große Belastung, zu wenig Zeit für die Familie: Die Beschäftigten des Dresdner Infineon-Werks kehren zu Achtstundentagen zurück. Der Betriebsrat ist zufrieden. Doch nicht alle Mitarbeiter sind glücklich mit der Umstellung.

Länger arbeiten und dafür mehr freie Tage - oder lieber kürzere Arbeitszeiten, aber dazwischen weniger Zeit, um sich zu erholen: Vor dieser Abwägung standen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter bei Infineon in Dresden. Der Chiphersteller kündigte nach monatelangen Verhandlungen nun an, dass die Mitarbeiter zu Achtstundentagen zurückkehren. Etwa 1200 Beschäftigte arbeiten damit im neuen Jahr nicht mehr - wie bislang üblich - in Zwölfstundenschichten, berichtet die Sächsische Zeitung.

"Hoch- und runterputschen"

Anders als an den westdeutschen Standorten arbeiten die Mitarbeiter in Dresden im Rythmus von zwei Tagschichten zu zwölf Stunden und zwei Nachtschichten zu zwölf Stunden. Danach haben sie vier Tage frei. Die langen Arbeitstage hätten bei vielen Kollegen zu Dauerstress geführt, kritisiert Kerstin Schulzendorf, Betriebsratsvorsitzende von Infineon Dresden. "Am Anfang haben viele gesagt, das ist nicht so schlimm", sagt sie. Doch zwischen zwei Zwölfstundenschichten sei die Erholungszeit kürzer als zwischen Portionen zu acht Stunden. Manche Mitarbeiter würden sich mit Medikamenten "hoch- und runterputschen". Auch für die Familie hätten die Beschäftigten weniger Zeit.

Andere Chiphersteller wie die ebenfalls in Dresden ansässigen Fabriken Globalfoundries und X-Fab bleiben bei ihren Schichtmodellen. Auch in der Chemieindustrie sind Zwölfstundenschichten keine Seltenheit. Die Arbeitgeber argumentieren, dass so seltener eine Übergabe unter den Mitarbeitern nötig sei. Und für die Arbeitnehmer habe das Modell sogar Vorteile, weil sie seltener in die Arbeit fahren müssten und so Zeit sparten.

Tatsächlich sind in Dresden nicht alle Mitarbeiter glücklich über die Entscheidung, die Schichten zu verkürzen. In der Belegschaft sei die Änderung umstritten, berichtet Betriebsrätin Schulzendorf - gerade unter den Mitarbeitern, die nach Dresden zur Arbeit pendelten. Daher startet das neue Modell im Januar zunächst in eine Testphase, nach der die Beschäftigten zu ihren Erfahrungen befragt werden sollen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: