Netzagentur :Gegen Abzocke am Telefon

Die Bundesnetzagentur greift in den Telekom-Markt ein. Sie will die verbreiteten Ping-Anrufe mit teuren Rückrufen ins Ausland künftig unterbinden und reagiert damit auf 60 000 Beschwerden von Verbrauchern allein seit Beginn diesen Jahres.

Von Benedikt Müller und Jan Schmidbauer, Bonn/München

Die Bundesnetzagentur geht gegen eine Betrugsmasche mit ausländischen Telefonnummern vor. Wer künftig mit dem Handy in einen von 22 auffälligen Staaten telefoniert, wird vor dem Freizeichen eine kostenlose Preisansage hören. Die Netzbetreiber müssen die Ansagen bis zum 15. Januar 2018 einrichten. So will die Behörde den verbreiteten Betrug mit sogenannten Ping-Anrufen beenden.

Dabei lassen die Täter ein Handy nur Bruchteile von Sekunden klingeln und legen dann auf. Wer zurückruft, landet oft bei Nummern im Ausland, die mehrere Euro pro Minute kosten. Für die Opfer ist die Masche schwer zu erkennen. Die ersten Ziffern der ausländischen Nummern ähneln häufig lokalen Vorwahlen. So gab es etwa Ping-Anrufe mit der Vorwahl +224, die sich auf den ersten Blick auch im Rheinland verorten ließe. Die Anrufe stammten jedoch aus dem afrikanischen Staat Guinea und verursachten horrende Kosten.

Die Bundesnetzagentur hat seit Jahresbeginn 60 000 Beschwerden zu Ping-Anrufen erhalten. Die neue Ansage soll Kunden rechtzeitig vor teuren Rückrufen warnen.

Der Staat soll den Breitband-Ausbau fördern

In ihrem neuen Tätigkeitsbericht Telekommunikation kritisiert die Netzagentur zudem, dass nur etwa 2,7 Millionen Haushalte in Deutschland direkt an ein Glasfasernetz angeschlossen sind. "Wir dürfen Investitionen in diesen Bereich nicht auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben", sagt Präsident Jochen Homann am Montag. Die Netzagentur geht davon aus, dass das alte Telekom-Netz aus Kupferkabeln langfristig nicht ausreichen wird, je mehr Daten Unternehmen und Privatleute online verschicken. Noch gäben sich allerdings viele Kunden mit einer mittleren Internet-Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde zufrieden. "Das zeigt, wie preissensibel der Verbraucher reagiert", sagt Homann.

Die Monopolkommission fordert am Montag in einem separaten Gutachten, dass der Staat den Breitband-Ausbau dort fördern sollte, wo der Markt nicht funktioniere. Um die Nachfrage nach Glasfaser-Anschlüssen anzukurbeln, regt das Gremium Gutscheine für Schulen oder mittelständische Firmen an. Diese könnten die Gigabit-Voucher einlösen, damit ein privater Anbieter die Institution ans Glasfasernetz anschließt, staatlich mitfinanziert. Die Monopolkommission berät die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen.

Zudem fordert das Gremium, dass neue Glasfasernetze nicht so streng reguliert werden sollten wie das alte Kupfernetz, das die Deutsche Telekom noch von der Bundespost geerbt hatte. Dies setze einen Anreiz für Investitionen. Die Netzagentur will im nächsten Jahr entscheiden, wie streng sie Glasfasernetze regulieren wird.

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