Nena und der Otto-Katalog:Die Oma auf dem Cover

Sängerin und Doppel-Oma Nena schmückt als Titelmodel den neuen Otto-Katalog. Ob sie selbst die Klamotten trägt, für die sie gerade Werbung macht? Klare Antwort: "Nö".

Kristina Läsker, Hamburg

Eine Großmutter hatte es seit Start des Otto-Versands vor 60 Jahren bislang nicht auf die Titelseite des Otto-Katalogs geschafft. Oder eine knapp 50-Jährige mit Lederjacke. "Das ist jetzt echt speziell hier", sagt Popstar Nena - und strahlt, als gebe es nichts Schöneres, als Cover-Girl für Otto zu sein. Oder vielmehr: Cover-Oma. Die zweifache Großmutter Nena, 49, ist das neue Gesicht des Hamburger Versandhauses. Ottos Gesicht gegen die Krise.

Nena, Otto-Katalog, dpa

Nena ist das neue Gesicht auf dem neuen Otto-Katalog.

(Foto: Foto: dpa)

Küsse auf das Papier

"Ich habe schon als Kind den Otto-Katalog bei der Omi auf dem Nachttisch liegen sehen", erzählt die Sängerin. Dann stemmt sie den Klotz mit den 1116 Seiten hoch, als wäre er ein Enkel, wiegt ihn, küsst ihn, hinein ins Blitzlicht der Fotografen, die sich vor dem Popstar drängeln. Ob sie privat auch Sachen von Otto trage? Die Frage musste ja kommen. "Nö", sagt Nena und strahlt weiter, "ich würde nicht jeden Tag in Otto-Klamotten rumlaufen."

Rainer Hillebrand nimmt es gelassen: "Nena ist authentisch und unglaublich sympathisch", wiederholt Ottos Vorstandssprecher in eine der vielen Kameras. Seine Wangen glühen noch, eben hat Nena ihn mit Küsschen begrüßt: "Schön, dich zu sehen." Nena strahle Optimismus aus, sagt Hillebrand jetzt. Das passe zu dem, was sie sich bei Otto seit Beginn der Krise überlegt hätten: "Krise macht bloß hässlich." Dann schwärmt Manager Hillebrand über die Kraft von Marken wie Otto. "In Krisenzeiten suchen Menschen Halt und Orientierung - in Kirchen und in Marken", sagt er. Wie schade für Otto, dass im Betstuhl keine Kataloge liegen dürfen. Doch wahrscheinlich würde Otto dort keine Käufer finden. Die typische Kundin ist im Schnitt erst 35 Jahre alt - und kann Nenas Hit "99 Luftballons" bis heute mitsingen.

Im Video: Sängerin Nena ist gerade erst gleich zweimal kurz hintereinander Oma geworden. Kein Grund für die Popstar-Großmutter kürzerzutreten. Jetzt modelt die 49-Jährige für ein großes Versandhaus auf der Titelseite. Weitere Videos finden Sie hier

Doch auch ohne Nena und Kirche haben Ottos Manager die Marktanteile ihrer Marke zuletzt ausgeweitet: Gegen den Trend und dank der großen Image-Kampagne zum 60-jährigen Geburtstag der Firma hat der Versand zugelegt. "Wir haben ein sattes zweistelliges Umsatzplus", sagt Hillebrand - und strahlt zum ersten Mal wie Nena. Der Versand ist die Keimzelle und heute eine Tochter der Otto-Gruppe. Mit 1,7 Milliarden Euro trug er zuletzt jeden sechsten Euro zum Konzernumsatz bei. Trotz hoher Investitionen werde auch der Gewinn steigen, verspricht Hillebrand. Das Geschäftsjahr endet am 28. Februar.

Plus durch Quelle-Aus

Profitiert hat Otto zuletzt vom Internet: 60 Prozent der T-Shirts, Fahrräder, iPods oder Waschmaschinen werden online verkauft. Worüber Hillebrand weniger gern spricht: Auch der Niedergang von Quelle hat geholfen. "Es gibt mit Sicherheit positive Effekte, weil Quelle insolvent gegangen ist", sagt er.

Ungewiss bleibe die Zukunft der Marke Quelle, deren Namensrechte Otto gekauft hat. "Wir warten auf die kartellrechtliche Zustimmung der EU-Kommission." Diese war schon vor Weihnachten erwartet worden und soll sich laut Hillebrand nun bis Ende Februar verzögern. "Wir werden die Marke Quelle revitalisieren, wenn die Europäische Kommission es zulässt", verspricht er. Dann soll Quelle das Angebot von Otto ergänzen. Schließlich waren die Kundinnen des Nürnberger Versandhauses im Schnitt älter als die von Otto. So alt wie Oma Nena.

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