Neben dem Trump Tower:Kein Frühstück bei Tiffany

Neben dem Trump Tower: Schwerbewaffnete Polizisten bewachen am Eingang des Trump Towers auf der Fifth Avenue den künftigen amerikanischen Präsidenten.

Schwerbewaffnete Polizisten bewachen am Eingang des Trump Towers auf der Fifth Avenue den künftigen amerikanischen Präsidenten.

(Foto: Eduardo Munoz Alvarez/AFP)

Die Luxusgeschäfte an der Fifth Avenue in New York leiden unter ihrer Nähe zum Trump Tower - bei Tiffany frühstücken, das ist nicht mehr so ganz einfach wie früher.

Von Elisabeth Dostert

US-Präsidenten mögen Romanzen - im richtigen Leben sowieso, manche mehrmals, und auf der Leinwand. Liebesgeschichten wie Casablanca mit Ingrid Bergmann und Humphrey Bogart in den Hauptrollen gehören zu den Filmen, die im Privatkino des Weißen Hauses binnen vier Jahrzehnten am häufigsten gezeigt wurden. In gleich zwei Streifen brachte es Audrey Hepburn auf die Liste - mit Sabrina und Ein Herz und eine Krone. Gefühliger können Romanzen kaum sein.

Der Film Frühstück bei Tiffany, in der Hepburn das Partymädchen Holly Golightly mimt, hat es nicht auf die Liste geschafft. Das liegt daran, weil sie lange vor Donald Trump aufgestellt wurde. Trump mag Partys und Mädchen. Legendär ist die Szene, in der Hepburn früh morgens, lange bevor der Juwelier öffnet, im schwarzen Abendkleid mit Perlenkette und Hochsteckfrisur vor dem Schaufenster von Tiffany in der New Yorker Fifth Avenue steht.

Schwere Absperrgitter säumen die New Yorker Prachtmeile

Heute käme sie gar nicht mehr zum Laden, zu verdächtig wäre der Aufzug für diese Tageszeit. Der Trump Tower, das Heim des künftigen Präsidenten, liegt im gleichen Häuserblock. Vor dem Schaufenster campieren jetzt häufiger Demonstranten, so dass der Secret Service, eine Art Leibwache des Präsidenten, und die New Yorker Polizei die Sicherheitsvorkehrungen entlang der Straße erhöht haben. Schwere Absperrgitter säumen die Prachtmeile und Menschen müssen sich von Sicherheitsleuten ausfragen lassen, weshalb sie denn diesen oder jenen Laden besuchen wollen. Das ist nichts für Frauen und Männer in Kauflaune, die an Frieden glauben, zumindest für die Dauer der Weihnachtstage. Noch stärker als Tiffany leidet Gucci, heißt es. Der Laden liegt direkt im Trump Tower.

Wenigstens hat Tiffany versucht, mit der Polizei das Beste aus der Sicherheitslage zu machen, und Tiffany-blaue Stoffhüllen für die Metallgitter schneidern lassen. Die weisen nun den Weg zu den prächtig dekorierten Schaufenstern, falls sich der ein oder andere Demokrat oder Republikaner im kalten Hier und Jetzt doch ein wenig fühlen will wie Holly Golightly damals.

Aber was weiß Donald Trump von solchen Gefühlen, wo der Milliardär locker den Laden leer kaufen könnte für Ehefrau Melania, die dann trotzdem nicht aussieht wie Audrey Hepburn. Niemals. Trump schätzt andere Filme über starke Männer, Helden wie er. Trump, schrieb der Sender BBC, mag Sergio Leones Zwei glorreiche Halunken, Orson Welles Film Citizen Kane über einen fiktiven Medienmogul, Trump ist leider Realität, und den Kampfsportfilm Bloodsport mit Jean-Claude Van Damme. Vom Winde verweht sieht er auch gern, weniger wegen der schwierigen Beziehung zwischen Rhett Butler und der egozentrischen Plantagenerbin Scarlett O'Hara, sondern weil der Film zeigt, wie wichtig Landbesitz ist. Damit kennt sich Trump aus.

Frauen kommen und gehen. Melania ist - nur Ehefrauen gerechnet - schon die dritte. Land bleibt. Man kann darauf scheußliche Hochhäuser bauen und runtergucken. Trump könnte Liebespaare sehen, wie sie versuchen, sich zu Tiffany durchzukämpfen. Könnte! Vermutlich sitzt er nur vor dem Bildschirm. Über seinen Kanal "Window Wonderland" hat Google, eine andere US-Allmacht, die Luxushändler ins Internet gebracht. Da können die Kunden ungestört digital auf der Fifth Avenue flanieren.

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