Nasdaq unter Druck:UBS soll bei Facebook-Börsengang 350 Millionen Dollar verloren haben

Der verpatzte Facebook-Börsengang könnte für die Technologiebörse Nasdaq ein deutlich teureres Nachspiel haben als bisher angenommen. Einem Medienbericht zufolge erwägt jetzt auch die Schweizer Großbank UBS, die Börse wegen der technischen Pannen zur Verantwortung zu ziehen. Es soll um 350 Millionen Dollar gehen.

Der verpatzte Facebook-Börsengang könnte der Technologiebörse Nasdaq teuer zu stehen kommen - und zwar deutlich teurer als bisher angenommen. Bislang schätzten Experten den durch die technischen Pannen verursachten Schaden auf 100 bis 200 Millionen US-Dollar. Doch dabei könnte es nicht bleiben.

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Der Facebook-Börsengang am 18. Mai wird ein Nachspiel für die Nasdaq haben. Auch die US-Börsenaufsicht leitete Untersuchungen ein.

(Foto: AFP)

Nun macht offenbar auch die Schweizer Großbank UBS die Technologiebörse für einen Verlust von 350 Millionen Dollar verantwortlich. Das schreibt das Wall Street Journal am Samstag unter Berufung auf informierte Personen aus dem Unternehmen.

Der Facebook-Börsengang am 18. Mai war von massiven technischen Problemen der Nasdaq belastet worden. Der Handelsbeginn musste um mehr als 30 Minuten verschoben werden. Was viel schlimmer war: Die Händler wussten zum Teil stundenlang nicht, ob ihre Aufträge ausgeführt wurden.

Aktien-Order wurde mehrfach wiederholt

Das wurde offenbar auch der UBS zum Verhängnis. Die Bank habe den Kauf einer Million Facebook-Aktien beauftragt, schreibt das Blatt. Als eine Bestätigung ausblieb, sei die Order mehrfach wiederholt worden. Am Ende des Tages saß die Bank auf deutlich mehr Facebook-Papieren als sie eigentlich haben wollte.

Ein gutes Geschäft kann das nicht gewesen sein: Die Aktie fiel am ersten Tag nach einem anfänglichen Plus von zehn Prozent schnell auf den Ausgabepreis von 38 Dollar zurück. In den Tagen darauf ging es vor allem abwärts. Zuletzt konnte sich die Aktie zwar etwas von ihren Tiefständen lösen - mit 27,10 Dollar kostet sie aber immer noch fast 30 Prozent weniger als am ersten Tag.

Die Zeitung machte keine Angaben dazu, welchen Preis die UBS für die Facebook-Aktien bezahlt hatte, ob sie die Anteile noch hält und auf steigende Kurse hoffen kann. Die Bank habe noch nicht über mögliche rechtliche Schritte entschieden, schreibt das Wall Street Journal. Die UBS habe lediglich den Verlust bestätigt, aber keine Angaben zur Höhe gemacht. Die Technologiebörse Nasdaq äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

Bislang will die Nasdaq nur etwa 40 Millionen Dollas an Entschädigungen zahlen. Die Technologiebörse schlug vor, einen Fonds in dieser Höhe einzurichten, aus dem Ausgleichszahlungen für die technischen Probleme bezahlt werden sollen. Die Summe wurde von den Aktienhändlern sofort als zu niedrig kritisiert.

Allein die Finanzfirma Knight Capital verlangt eine Entschädigung in Höhe von 35 Millionen Dollar. Die Forderungen übersteigen die verfügbaren Mittel der Technologiebörse um ein Vielfaches. Bereits im Mai hatten Anleger vor einem New Yorker Gericht eine Sammelklage gegen die Nasdaq eingereicht.

Die Nasdaq hatte wiederholt eingeräumt, bei der Erstemission (IPO - initial public offering) Fehler gemacht zu haben. Die US-Börsenaufsicht leitete bereits eine Untersuchung der Vorgänge ein. Nach Einschätzung von Investoren trugen die Pannen dazu bei, dass das Interesse an den Anteilsscheinen nicht so überschäumend ausfiel wie zunächst erwartet.

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