Nahaufnahme:Warten auf bessere Zeiten

Nahaufnahme: "Jammern hilft nicht, das zieht einen nur runter", sagt der Milchbauer Bernhard Treffler.

"Jammern hilft nicht, das zieht einen nur runter", sagt der Milchbauer Bernhard Treffler.

(Foto: Silvia Liebrich)

Der Milchbauer Bernhard Treffler kämpft wie viele andere Erzeuger mit der Krise. Es sind die kleinen Lösungen, die ihn trotzdem irgendwie voranbringen.

Von Silvia Liebrich

Flauten am Milchmarkt hat der Landwirt Bernhard Treffler schon einige erlebt. Doch diese habe es wirklich in sich, meint der 52-Jährige, der in Bayern einen Hof mit 75 Kühen bewirtschaftet. "Eines habe ich aus jeder dieser Krisen gelernt: Jammern hilft nicht, das zieht einen nur runter." 26 Cent bekommt er derzeit für ein Kilogramm Milch an seinen Vertragspartner, die Karwendel-Molkerei. Das liegt über dem Durchschnitt und ist mehr, als viele seiner Kollegen erhalten. In Norddeutschland etwa liegen die Durchschnittspreise ein paar Cent darunter. Treffler ist ein Landwirt, über den die SZ in unregelmäßigen Abständen berichtet, um zu zeigen, wie er die anhaltende Milchkrise bewältigt, unter der die ganze Branche leidet.

Wirklich leben kann Treffler mit seinem mittelgroßen Betrieb von 26 Cent je Liter nicht. "Unter einem Milchpreis von 30 Cent macht kein Erzeuger in Deutschland Gewinn", davon ist er überzeugt. Seine derzeitige Lage beschreibt er so: "Die Situation ist mehr als bescheiden." Für Treffler bedeutet das, dass er wie Tausende andere Milcherzeuger in Deutschland schon seit Monaten von der Substanz lebt. Sein Hof liegt in Eresing, einem Ort mit knapp 2000 Einwohnern, in einer ländlich geprägten Region nahe dem Ammersee.

Die anhaltende Milchkrise hat den Landwirt kalt erwischt. Fast zwei Jahrzehnte war er Biobauer. Vor anderthalb Jahren stieg er wieder auf konventionelle Produktion um, weil seit einiger Zeit auch in der Biobranche Großproduzenten durch höhere Milchpreise bevorzugt werden - für Treffler ein klarer Verstoß gegen die Ideale der Ökolandwirtschaft, weil damit die Massenproduktion gefördert werde.

Bereut habe er den Umstieg trotzdem nicht, meint er, obwohl er für Biomilch derzeit deutlich mehr Geld bekommen würde. Dafür seien nun aber auch seine Produktionskosten niedriger, sagt Treffler.

Zugute kommt ihm, dass er den Großteil des Futters für seine Kühe selbst anbauen kann. "Das hilft auf der Kostenseite." Weil es in diesem Sommer viel geregnet hat, sei das Grünfutter von den Wiesen üppig gewachsen. Auch mit der Ernte von Gerste und Weizen scheint er zufrieden zu sein. Ein Teil davon geht ins Futter, den Rest verkauft er an den Getreidehandel.

Durchhalten kann er die schwierige Zeit auch deshalb, weil er sich nicht wie viele andere Bauern für teure Maschinen und neue Ställe verschuldet hat und die Wirtschaftsgebäude abgeschrieben sind. Außerdem hilft die Familie mit. Eng ist es dennoch. "Eigentlich wollte ich in näherer Zukunft in einen neuen Radlader investieren. Jetzt muss es der alte, der schon 20 Jahre läuft, eben noch ein paar Jahre länger machen."

Von den Hilfsprogrammen, die in Brüssel und in Berlin mit großem Tamtam auf den Weg gebracht wurden, kommt bei Treffler nichts an. Allein die EU will 58 Millionen Euro für die deutschen Erzeuger bereitstellten. Doch das meiste Geld gebe es nicht einfach so, sondern beispielsweise in Form von Überbrückungsdarlehen, die dann wieder zurückgezahlt werden müssen, sagt Treffler. "Das hilft mir nicht."

Verbessern könnte sich seine Lage, wenn die Molkerei, an die er liefert, mehr für gentechnikfreie Milch zahlt. "Dann wäre vielleicht ein Cent mehr drin", meint Treffler. Wirklich überzeugt ist er von dem Plan nicht. "Darüber denken derzeit einige Molkereien nach. Ich habe Zweifel, ob Verbraucher daran wirklich interessiert sind." Besser als Nichtstun seien solche Initiativen aber allemal. Ein Ende der Milchkrise sieht er nicht. "Es gibt höchstens einen leichten Silberstreif am Horizont." Nach wie vor sei zu viel Milch am Markt, doch zuletzt sei die Menge leicht gesunken. "Das dürfte auch daran liegen, dass bei vielen Milchbauern ein Umdenken einsetzt und weniger produziert wird."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: