Nahaufnahme:Von Handys zum Kino

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Lars Dittrich wurde mit Handys reich und finanziert jetzt Filme. Zwei Streifen könnten das Zeug für Publikumserfolge haben. Dittrich findet, Lehrer sollten viel mehr Respekt bekommen.

Von Caspar Busse

Lars Dittrich, 42, sitzt beim Mittagessen in einem Münchner Hotel. Er hat Salat bestellt, denn er mag es bescheiden. So erzählt er auch über seinen Berufsweg, es ist eine durchaus ungewöhnliche Karriere - vom erfolgreichen Handyunternehmer aus Berlin zum Filmproduzenten und Business Angel, der jungen Onlinefirmen hilft. Dittrich, unrasiertes Gesicht, sehr kurze Haare, verschmitztes Lächeln, hat nun noch große Pläne. Doch der Reihe nach.

"Ich habe mein erstes Unternehmen mit 32 verkauft und dann mit 35 verlassen. Es ist wie das Ausscheiden aus einer Profisportler-Karriere", erzählt Dittrich. Er hatte sich 1993 selbständig gemacht und dafür sein Studium der Betriebswirtschaft abgebrochen. Die Firma mit den Namen Dug-Telecom handelte mit Mobiltelefonen. In Oranienburg wurde der erste Laden eröffnet, daraus wurde in den folgenden Jahren schnell eine Kette, mit am Ende fast 450 Standorten und 2500 Mitarbeitern in ganz Deutschland. 2007 verkaufte er an den Finanzinvestor Permira, der die Kette mit dem Stuttgarter Mobilfunker Debitel fusionierte. Er blieb noch zwei Jahre als Geschäftsführer und schied dann aus.

Dittrich war damals 35, und schon ein gemachter Mann. Zahlen gibt er nicht preis, aber der Verkauf soll ihm nach Schätzungen rund 150 Millionen Euro eingebracht haben. Er begann in Berlin ein zweites Leben und beteiligt sich an jungen Firmen, gibt den Gründern Ratschläge, sammelt Geld auch von anderen Investoren ein und legt das zusammen an. Heute ist er so an einigen Internetfirmen beteiligt, zum Beispiel an dem Design-Shop Monoqi, an Lieferheld, an dem Online-Musikdienst Sound-Cloud oder an Jodel, einem Chatdienst für Studenten. Außerdem unterstützt er die 80 Jahre alte Keramikmanufaktur Hedwig Bollhagen in Brandenburg.

Seine Leidenschaft entdeckte er dann 2013. Damals gründete Dittrich zusammen mit dem Filmemacher Christoph Müller, der 2005 "Sophie Scholl" gemacht hatte, die Berliner Produktionsfirma Mythos Film. Der bisher größte Erfolg war der Kinofilm "Er ist wieder da". Die Romanverfilmung mit Oliver Masucci als Adolf Hitler hatte rund 2,5 Millionen Zuschauer.

"Ich habe das Buch in einer Nacht durchgelesen, meinen Kollegen Christoph Müller aus dem Bett geklingelt und ihm mitgeteilt, dass wir diesen Film machen müssen", sagt Dittrich: "An den Stoff haben sich viele nicht getraut, wir haben es mit einem sehr ungewöhnlichem Konzept aus Dokumentation und Fiktion versucht und damit einen sehr großen Erfolg gehabt."

Für dieses Jahr gibt es zwei weitere Projekte. Verfilmt werden soll "Der Fall Collini" des Erfolgsautors Ferdinand von Schirach, der auch die Vorlage für den jüngsten Fernseherfolg "Terror - Ihr Urteil" verfasste. "Collini" handelt von einem jungen Pflichtverteidiger, der den Mörder eines Industriellen vor Gericht vertritt. Auch die Verfilmung des bekannten Udo-Jürgens-Musicals "Ich war noch niemals in New York" wird derzeit von Mythos Film vorbereitet. Beide Streifen könnten das Zeug für Publikumserfolge haben.

Dittrich, der erfolgreiche Unternehmer ohne Studienabschluss, hat aber auch noch ein anderes Thema: Er sorgt sich um die Zukunft der Jugend. "Ich treffe immer wieder viele junge Menschen die schlecht ausgebildet sind und sich unzureichend fokussieren", stellt er fest. Die Schulen müssten in Zukunft digitalisiert werden, aber noch wichtiger sei es, dass das Image von Lehrern und Schule verbessert werde.

Viele hätten resigniert und zögen sich zurück. "Lehrer sollten ein viel höheres soziales Ansehen und Respekt bekommen. Sie sind neben den Eltern, die Schlüsselpersonen, die den Grundstein legen, die folgenden Generationen zu bilden, zu prägen", glaubt Lars Dittrich.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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