Nahaufnahme:Matratzen für Millionen

Nahaufnahme: "Als ich von der Uni kam, hatte ich einen Abschluss als Wirtschaftsprüfer und 100 000 Rand Schulden. Ich war hungrig. Das war mein Glück." Markus Jooste.

"Als ich von der Uni kam, hatte ich einen Abschluss als Wirtschaftsprüfer und 100 000 Rand Schulden. Ich war hungrig. Das war mein Glück." Markus Jooste.

(Foto: Geoff Brown)

Steinhoff-Chef Markus Jooste kauft den amerikanischen Matratzenhändler Mattress Firm. Übernahmen bringen den Mann aus Südafrika längst nicht mehr um den Schlaf.

Von Elisabeth Dostert

In jüngster Zeit ist Markus Jooste, 55, mit einigen Angeboten abgeblitzt. Am Montag konnte der Chef der südafrikanischen Steinhoff-Gruppe mal wieder einen Erfolg vermelden. 64 Dollar je Aktie, insgesamt 2,4 Milliarden Dollar, bietet Steinhoff den Aktionären des US-Matratzenhändlers Mattress Firm. Einschließlich der Schulden, die Steinhoff auch übernimmt, hat die Transaktion einen Wert von 3,8 Milliarden Dollar. Der erste Zukauf in den USA ließ den Aktienkurs von Steinhoff am Montag kräftig steigen. Erst im Dezember hatte die Gruppe, die ihr Geschäft unter dem Dach der niederländischen Steinhoff International Holdings führt, die Erstnotiz von Johannesburg nach Frankfurt verlegt. Zum Handelsauftakt läutete Bruno Steinhoff die Glocke; er hatte die Firma 1964 im niedersächsischen Westerstede gegründet und war später nach Südafrika ausgewandert.

Mit Mattress ist die Möbelkiste von Jooste um eine Marke voller. Die Gruppe, nach Ikea der zweitgrößte Möbelhändler Europas, ist durch Zukäufe groß geworden: Poco, Kika, Leiner, Conforama. Der Konzern mit fast 14 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 100 000 Mitarbeitern verkauft alles außer Lebensmittel. Ihm gehören auch die im südlichen Afrika weit verbreiteten Textildiscounter Ackermans und Pep.

"Wir sind Discounter, wir bedienen die Massen", sagt Jooste. Er hat aus der südafrikanischen Firma einen internationalen Konzern gemacht. Dabei ist er selbst reich geworden. Das Magazin Forbes zählt ihn mit einem Vermögen von 400 Millionen Dollar zu den 50 Reichsten Afrikas. "Wir leben heute in einer Welt, in der Finanzkraft und Größe wichtig sind", sagte er vor Kurzem dem Nachrichtenportal Biz News. "Je mehr Geld du besitzt, umso mehr wollen sie dir geben, und umso billiger wird es für dich, Kapital zu beschaffen." Wie es aussieht, hat Steinhoff auch keine Probleme, den jüngsten Zukauf zu finanzieren.

Übernahmen bringen Jooste, der seit 1998 Vorstandschef ist, nicht um den Schlaf. Er hat seine eigene Philosophie, daran, sagt er, halte er sich sklavisch. "Wenn du zu einer Versteigerung gehst, ganz gleich ob du ein Gemälde oder ein Pferd kaufen willst, musst du einen Preis im Kopf haben; wenn dann die Gebote diesen Preis überschreiten, musst du die Disziplin haben zu gehen."

Er habe in seinem Leben sehr viel mehr Geschäfte liegen lassen als abgeschlossen. Die "Disziplin zu gehen" musste er dieses Jahr schon ein paar Mal aufbringen. Das Gefecht um den britischen Möbelhändler Home Retail verlor er gegen Sainsbury, beim drittgrößten europäischen Elektronikhändler Darty unterlag er dem französischen Medienkonzern Fnac. "Ich bin kein guter Verlierer", sagt der Steinhoff-Chef. "Aber ich habe mehr Glückwünsche dafür bekommen, dass wir etwas nicht gemacht haben, als für Übernahmen, die wir gerade abgeschlossen haben." Beim britischen Discounter Poundland kam Jooste im Juli zum Zug.

Jooste studierte und lebt in Stellenbosch, der zweitältesten Stadt Südafrikas, inmitten einer der schönsten Weinanbauregionen der Welt. "Als ich von der Uni kam, hatte ich einen Abschluss als Wirtschaftsprüfer und 100 000 Rand Schulden. Ich war hungrig. Das war mein Glück", erzählt Jooste. Mit 27 Jahren wird er Finanzchef des Polstermöbelherstellers Gommagomma. Da kreuzten sich zum ersten Mal die Wege von Jooste und Claas Daun, dem Geschäftspartner von Bruno Steinhoff.

Der Anfang einer steilen Karriere.

Geboren wurde Jooste in Pretoria. Mit seinem Vater, einem Post-Arbeiter, ging er zu Pferderennen. Pferde sind immer noch seine Leidenschaft. "Wenn ich abends ins Hotel komme, mein iPad aufklappe und irgendwo auf der Welt in einem Rennen eines meiner Pferde laufen sehe, fange ich an zu entspannen.

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