Nahaufnahme:Mann ohne Job

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"Die Herausforderungen werden nicht weniger", sagte Klaus Kleinfeld als Reaktion auf die schwachen Zahlen des Unternehmens. (Foto: Reuters)

Ende einer Schlammschlacht: Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld muss bei Arconic gehen. Einem Hedgefonds war der Aktienkurs nicht hoch genug.

Von Kathrin Werner

Klaus Kleinfeld musste viel aushalten. "Dr. Klaus Discount" nannte ihn der Hedgefonds Elliott frotzelnd, weil die Aktie seiner Firma Arconic, ein Metallkomponentenhersteller, nur wegen ihm billiger zu haben sei. Sie warfen ihm "Image-Besessenheit" vor. Die gesamte Kultur der Firma drehe sich nur um den Vorstandschef, Arconic falle durch "pompöse Rhetorik" auf. Der Hedgefonds wollte mehr für sein Geld - und den Abgang von Kleinfeld. Jetzt hat Kleinfeld seinen Job verloren. Seit Wochen schon lief die Schlammschlacht mit dem New Yorker Hedgefonds Elliott Management. Elliott ist niemand, mit dem man sich gern anlegt. Der Hedgefonds gehört zum Imperium des milliardenschweren US-Investors Paul Singer und ist wegen aggressiver Einmischung in Management-Aufgaben bei Konzernchefs gefürchtet.

Wie so oft hat auch diesmal der Finanzinvestor gewonnen: Kleinfeld tritt als Arconic-Chef ab. Er soll einen Brief an Elliott geschrieben haben, der nicht mit dem Aufsichtsrat abgesprochen war und "schlechtes Urteilsvermögen" zeige, teilte das Unternehmen mit.

Kleinfeld war über Jahre hinweg der deutsche Vorzeigemanager im Ausland. Einer von ganz wenigen, die den Schritt aus der deutschen Wirtschaftswelt in die oberste Führungsebene in den USA geschafft haben. Der 59-Jährige war mit dabei, als Donald Trump kurz nach seinem Amtsantritt die wichtigsten amerikanischen Konzernchefs ins Oval Office im Weißen Haus lud, um mit ihnen zu besprechen, wie sich America wieder great machen lässt.

Arconic hatte sich wochenlang demonstrativ hinter Kleinfeld gestellt, Elliott stellte "irreführende Behauptungen" auf, teilte der Konzern mit. Der Investor habe in seinen Präsentationen, in denen für einen Chefwechsel geworben wird, wiederholt Daten geändert, vielleicht verstehe der Hedgefonds das Geschäft von Arconic überhaupt nicht. Mitglieder des Verwaltungsrats schrieben noch im Februar in einem Brief an die Aktionäre, dass Kleinfeld ihre "einstimmige Unterstützung" genieße.

Vor seiner Zeit in den USA war Kleinfeld Chef von Siemens. Er kommt aus einer Arbeiterfamilie, als kleiner Junge schon jobbte er im Supermarkt. Er hat sich hochgearbeitet bis an die Siemens-Spitze, seine Doktorarbeit schrieb er in einem Jahr, in dem er auch Vollzeit bei Siemens arbeitete. Nach seinem Abgang in München wechselte er in die USA und an die Spitze des Unternehmens, das er nun verlässt.

Kleinfeld hat den Konzern gerade grundlegend umgebaut und im November in zwei Teile gespalten. Zuvor hieß er Alcoa und war vor allem ein Aluminiumhersteller, jetzt ist die Alu-Produktionssparte abgetrennt und eine eigene Firma, während sich Arconic unter Kleinfelds Führung auf Spezial-Metallteile konzentrierte, zum Beispiel für Autos und Flugzeuge. Das Geschäft bringt die besseren Margen als Alu-Massenherstellung, die unter den weltweit niedrigen Rohstoffpreisen leidet. Doch die jüngsten Arconic-Quartalszahlen im Februar begeisterten nicht gerade, unter anderem wegen schwacher Nachfrage von Airbus und Boeing. "Die Herausforderungen werden nicht weniger", so Kleinfeld.

Der kämpferische Aktionär Elliott war unzufrieden und äußerte das auch lautstark. Arconics Aktienkurs müsse höher sein und das Geschäft schneller wachsen. Die Ergebnisse seien "miserabel", Arconic habe eine "verschwenderische Kultur" - das zeige sich allein schon an der luxuriösen Zentrale an der New Yorker Park Avenue. Mit Kritik an Luxus kennt sich Kleinfeld übrigens aus: 2004, als er noch Siemens-Chef war, war seine aus offiziellen Firmenfotos wegretuschierte Rolex ein riesiger Aufreger. Nach Kleinfelds Abtritt stieg der Arconic-Börsenkurs um bis zu neun Prozent.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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