Am Ende, sagt Travis Katz, waren es mehrere Gründe, die dazu führten, dass heute alle Welt Facebook nutzt. Und eben nicht Myspace. Katz, 45, war bei dem sozialen Netzwerk einst verantwortlich für das Auslandsgeschäft und hatte große Pläne. Schon bald, ließ er 2007 verlauten, werde Myspace die größte Internetseite in Deutschland sein. Doch Myspace konnte dann doch nicht so schnell wachsen, wie Katz es gerne gesehen hätte. Der neue Eigentümer, Rupert Murdochs News Corporation, "wollte Geld sehen, drang darauf, Werbung zu platzieren".
"Und dann waren da ein paar Innovationen, die das Spiel verändert haben", sagt Travis Katz. Dass Facebook seinen Nutzern mit einem Algorithmus eine Auswahl ihres Nachrichtenstroms präsentiert, "das finden wir heute alle selbstverständlich", auch dass einem Nutzer angeboten werden, mit denen man sich vielleicht vernetzen möchte. Und Spiele. Katz verließ Myspace, bevor der einstige Internetstar in der Bedeutungslosigkeit versank.
Er nahm ein paar Lehren mit, die zum Beispiel, dass man sich bei Apps und Internetangeboten immer auf die Bedürfnisse der Nutzer fokussieren sollte. Und eine Idee. Die war ihm gekommen, als er, der sehr viel reisen musste, feststellte, wie schwer es war, Reisen online zu planen. "Es gibt zwar schon Information im Netz", sagt er, "aber das ist eher zu viel, was davon ist relevant für mich?" Wer eine längere Reise plane, rufe dafür im Durchschnitt 62 Webseiten auf, sagt er. "Und darauf müssen Sie dann immer nach Ihren persönlichen Vorlieben suchen."
Diese Sucherei will Katz mit seiner neuen Firma vereinfachen und relevanter für die Nutzer machen. Die Smartphone-App trip.com sammelt nicht nur Tipps und Bewertungen seiner Nutzer, sie bildet aus den Vorlieben des jeweiligen Nutzers mithilfe von Datenanalyse und künstlicher Intelligenz auch ein Profil, das sich der Situation anpasst. Wer nach einem Interkontinentalflug am Ziel ankommt, erhält also zum Beispiel ein paar Restaurant-Empfehlungen. "Das Magische bei Smartphones ist, es weiß, wo du bist", sagt Katz. Der Kontext sei enorm wichtig, dazu zählten auch die Tageszeit, das Wetter.
Was natürlich aber auch heißt: Trip.com braucht alle diese Daten. "Man kann es auch ohne Anmeldung nutzen", sagt Katz, "aber je mehr Daten man bereitstellt, desto bessere Empfehlungen bekommt man auch." Und er verspricht: Die Daten würden nicht, wie bei anderen App-Anbietern oft üblich, an Drittanbieter weitergereicht. Wie aber verdient Trip.com dann Geld? In der App enthalten ist auch ein Portal zur Hotelbuchung. Bucht ein Nutzer darüber, bekommt Trip.com einen Obulus für die Vermittlung des Kunden. Gewinne macht das Start-up aber noch nicht.
Das hat auch keine Eile, findet Katz. Erst einmal müsse man wachsen. Das klappt bis dato ganz gut. Und auch die Umsätze steigen, im Jahr 2016 zum Beispiel um 167 Prozent. So war es auch kein größeres Problem, Geld zu bekommen, um die internationale Expansion vorantreiben zu können. Deutschland mit seiner reisefreudigen Bevölkerung spiele dabei eine wichtige Rolle, sagt Katz. Ohne Werbung gemacht zu haben, würden die App-Downloads hier dreistellig wachsen.
Viel zu tun also für Katz und seine 25 Angestellten in Palo Alto: "Als Chef eines Start-ups musst du immer 50 Dinge gleichzeitig balancieren." Trotzdem will er - auch eine Lehre aus der Myspace-Zeit - sich Zeit für sich selbst und seine Familie nehmen. Jeden Tag um 5.30 Uhr geht er eine Stunde schwimmen und wenn möglich ist er abends zu Hause, um seinen Kindern (sieben und zehn) vorzulesen. "Falls nötig, kann ich ja danach noch etwas am Computer arbeiten."