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Nahaufnahme: "Das gehört genau zu den Dingen, die ich nicht weiß, aber lass uns trotzdem Freunde bleiben." Echo.

"Das gehört genau zu den Dingen, die ich nicht weiß, aber lass uns trotzdem Freunde bleiben." Echo.

(Foto: PR)

Es hört auf "Echo" und soll der elektronische Butler der Zukunft werden: Das Gerät von Amazon versteht Befehle, kann Musik abspielen, Jalousien schließen und Staumeldungen abgeben.

Von Helmut-Martin Jung

"Darauf weiß ich leider keine Antwort", "Das gehört genau zu den Dingen, die ich nicht weiß, aber lass uns trotzdem Freunde bleiben" - für einen digitalen Assistenten, der im vernetzten Heim unentbehrlich werden soll, hat Echo noch große Wissenslücken. Echo ist ein zylinderförmiges Gerät von Amazon, so groß wie eine Chipsdose mit Mikrofonen, Lautsprechern und Wlan-Verbindung. Es soll Jalousien ebenso steuern wie Kochrezepte liefern und die Verkehrslage im Blick haben.

Jeff Bezos, der Amazon-Chef, so heißt es, sei zwar für dieses komische Produkt gewesen, das man zu Hause aufstellt und fast ausschließlich über Sprachbefehle bedient. Nicht alle bei Amazon aber waren davon überzeugt, dass Echo sich wirklich gut verkaufen würde. Schließlich hatte der Konzern mit seinem eigenen Smartphone einen grandiosen Flop hingelegt. Doch als Echo 2014 in den USA auf den Markt kam, wurde es ein Millionen-Seller. Amazon verrät nicht, wie viele Echos es verkauft hat, es dürfte aber eines der erfolgreichsten Produkte des Konzerns sein. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis es nun auch auf den deutschen Markt kam.

Da Echo mit Blick auf den US-Markt entwickelt wurde, verwundert es nicht weiter, dass das Angebot an hier verfügbaren Diensten noch klein ist. Die Suche nach Anbietern von Smart-Home-Geräten beispielsweise fördert nur neun Hersteller zu Tage, darunter zum Beispiel Philips Hue (vernetzte Leuchten) oder Tado (eine Steuerung für Heizungen und Thermostate).

Damit Echo noch mehr leistet, muss man das Gerät mit anderen Diensten verknüpfen, etwa mit einem Google-Account, um ihm Zugang zum Kalender zu verschaffen oder um über Mytaxi ein Taxi zu rufen. Natürlich kann man über Echo auch bei Amazon einkaufen. Mit der Zeit soll Echo mehr Fähigkeiten dazulernen. Was es schon ganz gut kann: Musik von Amazons eigenem Streaming-Dienst sowie von Spotify abspielen. Die Spracherkennung über die sieben eingebauten Mikrofone funktioniert tadellos, auch aus einigen Metern Entfernung. Nur mit Fremdsprachen hat es Echo nicht so. Spricht man "Préludes" französisch aus, findet Echo keine Musik, gleiches gilt für viele englische Wörter und Namen. "Miles Davis" erkennt das System zwar, spricht es aber "Mieles Devis" aus.

Das Gerät reagiert auf ein Codewort: Wählen kann man Alexa, Echo oder Amazon. Diese Erkennung läuft im Gerät ab, Gesprächsinhalte werden nicht an Amazon geschickt. Dies geschieht erst, wenn das Codewort erkannt wurde. Was danach gesprochen wird, landet auf Amazons Servern und wird dort analysiert. Mehr noch: Es wird dort auch gespeichert, denn das Unternehmen nutzt die Daten, um durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz das System zu verbessern. Will man sichergehen, das Echo nicht lauscht, kann man die Mikrofone abschalten.

Doch warum sollte sich jemand ein Gerät mit so vielen Schwächen kaufen? Wenn Amazon es richtig macht, werden die bald beseitigt werden. Denn was sich an Echo kritisieren lässt, liegt an der Software. Die kann Schritt für Schritt erweitert und verbessert werden. Im Moment ist Echo eher ein Versprechen auf die Zukunft als ein unverzichtbarer elektronischer Butler.

Je mehr Nutzer das System aber hat, umso besser wird es, denn es lernt aus seinen Fehlern - und denen anderer. Die Fortschritte bei künstlicher Intelligenz, die in jüngerer Zeit erreicht wurden, sind gewaltig. Wer bereit ist, Zugang zu persönlichen Informationen zu gewähren, dem kann ein Gerät wie Echo gute Dienste leisten - wenn Amazon sein Versprechen hält und der Assistent mit der Zeit dazulernt. Dass auch der Amazon-Konzern viel über die Nutzer erfährt, muss einem aber ebenso klar sein.

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