Nahaufnahme:Ein Mann sagt Nein

Nahaufnahme: "Es gibt nichts zu verhandeln. Wir liegen dermaßen weit auseinander." Michael Mack.

"Es gibt nichts zu verhandeln. Wir liegen dermaßen weit auseinander." Michael Mack.

(Foto: Syngenta)

Syngenta-Chef Michael Mack schüttelte den Angreifer Monsanto ab. Seitdem steht er in der Öffentlichkeit als Sieger da.

Von Helga Einecke

So ein feindlicher Übernahmeversuch eines Unternehmens kostet Zeit, Kraft und Geld. Häufig wird mit harten Bandagen und einer Menge Tricks gekämpft. Die einen kaufen über Strohmänner Anteile auf, andere umschmeicheln die Aktionäre. So geschah es auch im Fall des amerikanischen Agrarchemiekonzerns Monsanto, der den Schweizer Konkurrenten Syngenta kaufen wollte. Monsanto-Chef Hugh Grant holte sogar Hedgefonds-Manager John Paulson mit ins Boot und zog mit ihm gemeinsam hinter dem Rücken der Baseler Manager die Strippen - vergeblich.

Syngenta-Chef Michael Mack, genannt Mike, blieb stur bei seinem Nein. Und seit Monsanto entnervt aufgab, steht er als Sieger da, vorläufig. Mack, 55, wuchs in Detroit auf und leitet das Unternehmen seit 2008. Er studierte in Straßburg und Harvard, war beim französischen Chemiekonzern Imerys und kam 2002 nach Basel.

Die Schweizer Wirtschaftszeitung Bilanz stellt ihm kein gutes Zeugnis aus. Der Manager habe selbstgesetzte Ziele verfehlt, der Aktienkurs des Unternehmens liege weit unter dem Schnitt. Tatsächlich fiel der Syngenta-Kurs nach dem Monsanto-Rückzug um 18 Prozent, während die Aktie der Amerikaner zulegen konnte.

Lange, vielleicht zu lange, lebte Mack in der Komfortzone. Die Proteste der Umweltschützer wegen Gentech-Saatgut oder schädlicher Pestizide konterte er, ohne sich in Rage zu reden. "Die Angst der Europäer vor neuen Technologien, und es ist nichts anderes als Angst, wird ihren Wohlstand langfristig bedrohen. Für Syngenta als Unternehmung bedeutet das, dass wir uns dahin orientieren müssen, wo unser Geschäft läuft", gab er zu Protokoll.

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos redete er über die Ernährungsprobleme der Weltbevölkerung. Aus seiner Sicht führt kein Weg an einer industriellen Landwirtschaft mit Pflanzenzüchtungen und Spritzmitteln vorbei. Er beruft sich auf wissenschaftliche Studien, Proteste hält er für interessengesteuert. Ganz klar, er hat die Interessen seines Unternehmens im Blick, das im Übrigen auch Biobauern Produkte anbietet. Bei der Familie Mack zu Hause in Basel aber kämen keine Bioprodukte auf den Tisch.

Der Syngenta-Chef gilt in der Schweizer Wirtschaft als gut vernetzt, pflegt seine Kontakte über die amerikanische Handelskammer. Etwa zu dem amerikanischen Novartis-Chef Joe Jimenez, zu den Chefs von Nestlé und Unilever. Als seine Vertrauten gelten Syngenta-Verwaltungspräsident Michel Demare und Ex-Lonza-Chef Stefan Borgas.

Ob ihm diese Beziehungen etwas nützen, wenn es um die künftige Karriere geht? Einige Syngenta-Aktionäre sollen mit dem Neinsager unzufrieden sein und könnten ihrem Unmut bald Taten folgen lassen. Formal hatte Mack die Monsanto-Offerte als zu niedrig bezeichnet, auch regulatorische Risiken ins Feld geführt. "Es gibt nichts zu verhandeln. Wir liegen dermaßen weit auseinander", sagte er. Bei Vorlage der Halbjahreszahlen bezeichnet er strategische Schwächen bei Monsanto und die starke Fokussierung des US-Konzerns auf genmanipuliertes Saatgut sogar als eigentliche Triebfedern des Übernahmeversuchs. Seine eigenen mäßigen Zahlen begründete er dagegen mit dem starken Dollar sowie einer Absatzflaute.

Syngenta besteht aus den ehemaligen Agrarsparten von Novartis und Astra-Zeneca. Wachstumsschübe gab es nach der Entschlüsselung des Reis-Genoms sowie mit neuen Reis- und Gerstensorten. Gemessen am Umsatz und der Belegschaft sind Syngenta und Monsanto nicht weit voneinander entfernt. Zusammen aber hätten sie als ein Riese der Agrarchemie Konkurrenten wie BASF und Bayer deutlich in Bedrängnis bringen können.

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