Nahaufnahme:Der Minister vom "Stern"

Nahaufnahme: "Wenn man selbst kein Feuer hat, wird man andere nicht anzünden können."  Bernd Buchholz, (FDP), neuer Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein.

"Wenn man selbst kein Feuer hat, wird man andere nicht anzünden können." Bernd Buchholz, (FDP), neuer Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein.

(Foto: dpa)

Ex-Verlags-Chef Bernd Buchholz kehrt in die Politik zurück: Am Mittwoch nahm der FDP-Mann die Ernennungsurkunde als Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein entgegen.

Von Thomas Hahn

Dieses Jahr wird also wieder nichts aus dem Vorhaben des früheren Verlagschefs Bernd Buchholz, für die FDP in den Bundestag einzuziehen. Aber diesmal gefällt ihm der Grund für den verhinderten Umzug nach Berlin viel besser als bei seiner ersten Kandidatur 2013. Damals scheiterten die freien Demokraten an der Fünf-Prozent-Hürde. Vier Jahre später geht es ihnen besser, und Buchholz hat einen Job bekommen, für den er gerne seinen Platz auf der FDP-Landesliste in Schleswig-Holstein hergibt. Am Mittwoch hat er in Kiel seine Ernennungsurkunde als neuer Wirtschaftsminister im nördlichsten Bundesland in Empfang genommen. Buchholz freut sich und sagt: "Ich habe einen ordentlichen Respekt vor der Aufgabe."

Ein Ex-Manager als Minister - das ist etwas Besonderes. Und bei Buchholz, 55, merkt das Establishment erst recht auf. Erstens, weil er nicht irgendwo Manager war, sondern beim mächtigen Verlagshaus Gruner+Jahr, dort von 2004 an das Zeitschriftengeschäft mit Stern, Brigitte und den anderen großen Titeln verantwortete und 2009 Vorstandsvorsitzender wurde.

Zweitens, weil Buchholz nicht irgendwo Wirtschaftsminister wird, sondern in einer seltenen Jamaika-Koalition von FDP, CDU und Grünen. Ausgerechnet Buchholz, der elegante, weltmännische Bilanzen-mensch muss im Bündnis mit den hochmoralischen Jeansträgern von den Grünen funktionieren. Kann das gutgehen? Gerade neben dem selbstbewussten Umweltministerium des Grünen Robert Habeck?

Während der Koalitionsverhandlungen gab es eine Kostprobe davon, was passiert, wenn die verschiedenen Temperamente aufeinanderprallen: Da wollten die Grünen Nachbesserungen zu einem Vertragsentwurf aus der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Verkehr, die einige Bekenntnisse zum Infrastrukturausbau infrage stellten. Da waren Buchholz und der ebenso beredte FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki so sauer, dass es fast keine Jamaika-Koalition gegeben hätte. "Der etwas kühlere Kopf meines Landesvorsitzenden Heiner Garg" habe dann dazu beigetragen, dass der Streit sich schlichten ließ, sagt Buchholz.

Er weiß schon, andere beschreiben ihn gern als breitbeinig und selbstgefällig. Als Manager hat er das vielleicht sogar mal cool gefunden. Im Ministeramt möchte er eher als Macher gelten, der sich mit Begeisterung und Durchsetzungskraft für Unternehmer jeder Größe einsetzt. Er ist ein emotionaler Mensch, dazu steht er. Er leitet daraus sogar eine Art Lebensmotto ab: "Wenn man selbst kein Feuer hat, wird man andere nicht anzünden können."

Buchholz ist ein Rückkehrer. Nach dem zweiten Staatsexamen des Jurastudiums saß er von 1992 bis 1996 im Landtag von Schleswig-Holstein. Dann kam der Sprung zu Gruner+Jahr, eine Zeit, in der er hart und verständnisvoll zugleich sein musste. Der digitale Wandel des Medienwesens erforderte markante Schnitte. Aber er mochte die Vielfalt des Zeitschriftenspektrums im Verlagshaus. Er mochte auch die Freiheit, die er in der AG lange genoss. Dass er 2012 ging, hatte wohl damit zu tun, dass Bertelsmann - damals Anteilseigner, noch nicht wie heute Komplettbesitzer - einige seiner Ideen nicht mittragen wollte.

Der Weg zurück in die Politik lag für ihn nahe. "Mich reizt die Möglichkeit des Gestaltens." Dass er Wirtschaftsminister in einem schwarz-gelb-grünen Bündnis werden würde, konnte er nicht ahnen. Und jetzt hat er Lust, zusammenzubringen, was eigentlich zusammengehört. "Ökonomisch vernünftig unterwegs zu sein, aber gleichzeitig ökologisch verantwortlich zu agieren, ist nicht nur ein Anliegen der Grünen", sagt Buchholz und betont die Gemeinsamkeiten mit den anderen. Die Jamaika-Koalition nennt er eine "ein bisschen visionäre Geschichte".

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