Nahaufnahme:Das Potenzmittel

Nahaufnahme: "Achte auf den Abwärtstrend, und der Aufwärtstrend wird sich von selbst erledigen." John Paulson.

"Achte auf den Abwärtstrend, und der Aufwärtstrend wird sich von selbst erledigen." John Paulson.

(Foto: dpa)

John Paulson steigt bei Syngenta ein. Für den Starinvestor aus den USA eher ein kleines Geschäft.

Von Helga Einecke

Wenn sich Firmenübernahmen in die Länge ziehen, das Tauziehen zwischen Käufer und Kaufobjekt also ins Stocken gerät, dann schlägt die Stunde der Hedgefonds. Sie bauen unbemerkt ein kleines Aktienpaket des Kaufobjekts auf und damit eine Machtposition. Als wichtige Investoren können sie die Manager des Unternehmens beeinflussen, die Verhandlungen in ihrem Sinne vorantreiben, den Aktienkurs und ihr eigenes Vermögen steigern.

So geschieht es auch im Fall des Schweizer Agrarchemie-Unternehmens Syngenta, das der US-Saatgutproduzent Monsanto gerne übernehmen würde. Bislang wurde die Monsanto-Offerte vom Syngenta-Management abgelehnt. Nun soll sich der amerikanische Milliardär John Paulson, 59, eingemischt haben, eine Wall-Street-Größe, die in einem Atemzug mit Warren Buffet und George Soros genannt wird. Sein Hedgefonds Paulson & Co soll seit Juni Syngenta-Aktien gekauft haben. Damit könnte der Milliardär zu den größten Anteilseignern von Syngenta aufsteigen.

Sein Vermögen wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf 11,2 Milliarden Dollar geschätzt. Er poliert sein Image gern mit Wohltaten auf. Seiner ehemaligen Universität Harvard überreichte er einen Scheck von 400 Millionen Dollar. Zum Erhalt und zur Pflege des New Yorker Central Parks ließ er 100 Millionen Dollar springen. Er selbst profitiert auch davon, denn im Park radelt er und dreht seine Jogging-Runden. Paulson wohnt um die Ecke, an der Upper East Side. Ansonsten zeigt er sich nicht gern in der Öffentlichkeit, er redet sehr leise, hält sich im Hintergrund.

Bislang hat sein Fonds vor allem mit Gesundheitswerten spekuliert. Im April erhöhte er seinen Anteil am US-Generikahersteller Mylan, um Druck auf das Management für einen Zusammenschluss mit dem israelischen Branchenführer Teva auszuüben. 2012 war er auch beim Übernahmepoker um den Krankenhausbetreiber Rhön-Klinikum dabei, dessen Kliniken inzwischen überwiegend an Fresenius verkauft sind.

Paulson ist durch und durch New Yorker. Dort wurde er 1955 geboren. Dort und in Harvard studierte er. Dort arbeitete er für mehrere Investmentfirmen, darunter für Bear Stearns. 1994 machte er sich selbständig. Seine Investment-Philosophie lautet: "Achte auf den Abwärtstrend, und der Aufwärtstrend wird sich von selbst erledigen." Sie verhalf ihm 2007 zum größten Coup. Er setzte früh auf das Platzen der Immobilienblase in den USA und fallende Preise und kaufte massenhaft Kreditausfallversicherungen. Das brachte ihm persönlich 3,7 Milliarden Dollar ein und machte ihn zum Starinvestor. Sein Fonds verwaltete nach der Krise 40 Milliarden Dollar und zahlte ihm ein Gehalt von fünf Milliarden Dollar, damals die höchste je gezahlte Summe an der Wall Street.

Von solchen Summen ist der Syngenta-Deal weit entfernt. Die sechs größten Eigner des in Basel beheimateten Unternehmens sind US-Fonds, danach folgen der norwegische Staatsfonds und die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse. Mit einer Charmeoffensive versucht Monsanto-Chef Hugh Grant, den Investoren das Angebot schmackhaft zu machen, bislang wohl mit überschaubarem Erfolg. "Wir spüren keinen Druck von Aktionären, den Vorschlag von Monsanto zu akzeptieren," hieß es im Umfeld von Syngenta. Monsanto bietet 45 Milliarden Dollar und eine Gebühr von zwei Milliarden Dollar, sollte eine Übernahme am Widerstand der Kartellbehörden scheitern. Die Schweizer hatten die Offerte über 449 Franken je Aktie mehrmals als "völlig unangemessen" zurückgewiesen. Syngenta-Aktien legten wegen der Berichte über einen Einstieg Paulsons mehr als drei Prozent zu. So einfach geht Geldverdienen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: