Nachruf:"Er war ein Bewahrer"

Herrmann Franz, von 1989 bis 1993 Zentralvorstand von Siemens und danach fünf Jahre Aufsichtsratschef, ist mit 87 Jahren gestorben. Er galt als Stratege, der Veränderungen anpackte, aber auch als einer, der am Bewährten festhielt.

Von Karl-Heinz Büschemann

Herrmann Franz war ein typischer Siemensianer. Der zurückhaltend wirkende Mann aus Gelsenkirchen passte in seiner Zeit genau zu der Rolle eines führenden Managers in dem behäbigen Konzern: Große Bühne oder Personenkult gab es in dem damals stockkonservativen Unternehmen nicht.

Franz, der von 1989 bis 1993 im Zentralvorstand von Siemens saß und danach fünf Jahre lang den Aufsichtsrat führte, ist am Freitag mit 87 Jahren gestorben. Er bleibt in Erinnerung als Stratege im Hintergrund, der Veränderungen anpackte, aber auch als einer, der am Bewährten gerne festhielt. "Er war ein Bewahrer", sagt ein Wegbegleiter über Franz, der - typisch Siemens - Elektroingenieur war und mehr als 40 Jahre im Konzern blieb.

Angefangen hatte Franz 1957 bei Siemens in Essen. Zuständig war er später vor allem in Erlangen für Industriegeschäfte, und er brachte es nach ganz oben. Sein Verdienst war es, dass Siemens in den Achtzigerjahren das Geschäft mit der Automobiltechnik aufbaute. Franz stand aber auch für problematische Zukäufe. Der Erwerb des Computerbauers Nixdorf, den er 1990 betrieb, hat Siemens lange belastet.

Dass Franz 1993 zum Aufsichtsratschef wurde, war für viele überraschend. Nach Heribald Närger wäre gemäß den Usancen der vorherige Unternehmenschef Karlheinz Kaske nächster Chefkontrolleur gewesen. Doch Närger hielt Franz für besser geeignet, die bei Siemens sehr aktive Aufgabe des Chefkontrolleurs zu übernehmen.

Franz musste hinnehmen, dass ihn die Vergangenheit einholte, als er schon lange aus den Diensten von Siemens ausgeschieden war. Als Vorstandsmitglied hatte er mitgeholfen, die zahme Arbeitnehmervertretung AUB bei Siemens mit Konzernmillionen als Alternative zur unbequemen IG Metall aufzubauen. Andere wurden 2008 wegen der dubiosen Finanzierung der AUB verurteilt. Franz' Rolle wurde in dieser Frage nie geklärt. Gerhard Cromme, der Aufsichtsratschef von Siemens erklärte am Montag, Franz habe als Chef des Aufsichtsrates das Unternehmen "entscheidend mitgestaltet". Konzernchef Joe Kaeser hob die Verdienste von Franz als " zuverlässiger Ratgeber" hervor. Er verneige sich vor der "überragenden Persönlichkeit".

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