Nachruf:Der Herr der Flocken

Hans Heinrich Driftmann gestorben

Hans Heinrich Driftmann war von 2009 bis 2013 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Für seine Mitarbeiter hatte er stets ein offenes Ohr.

(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Seinen Wunschtraum hat sich Hans Heinrich Driftmann nicht mehr erfüllen können. Der frühere Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags ist tot.

Von Thomas Öchsner

Seinen großen Wunschtraum hat sich Hans Heinrich Driftmann nicht mehr erfüllen können. Der Familienunternehmer und frühere Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) wollte einen Thriller schreiben. Driftmann, der vor dem Schlafen gerne historische Krimis las, hatte schon Pläne und Skizzen entworfen. Das eine oder andere Erlebnis aus seinen Auslandsreisen, auch mit der Kanzlerin, hätte darin wohl Platz gefunden. Aber Driftmann schaffte es nicht mehr: Am Dienstag starb der langjährige Chef der Kölln-Werke in Elmshorn im Alter von 68 Jahren an einer schweren Krankheit.

Driftmann war, wenn es geboten war, stets ein Mann klarer Worte. Kanzlerin Angela Merkel bescheinigte der frühere Spitzenlobbyist, der eine Vorliebe für dunkle Zweireiher mit Goldknöpfen hatte, einst "fehlenden Mut". Zu Managern, die sich die Taschen mit Boni vollstopften, merkte er an: "Wenn es keine Regelungen gibt, ist das noch keine Aufforderung, zum Ferkel zu werden." Zur früheren Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagte er einmal, sie habe sich "viel Mühe gegeben".

Im Norden war Driftmann, der mit den Kölln-Werken Deutschlands größten Haferflockenhersteller fast 30 Jahre lang führte, als "Flockenkönig" bekannt. Das Unternehmen, das Anfang des 19. Jahrhunderts Walfängerflotten mit Schiffszwieback versorgte, setzt inzwischen 125 Millionen Euro um. Eigentlich wollte der Unternehmenspatriarch mindestens bis zum 70. Lebensjahr weiter der Chef sein. Doch 2015 gab der promovierte Psychologe die Geschäftsführung an den früheren CDU-Politiker Christian von Boetticher ab.

Driftmann hinterlässt vier Kinder. Seine Tochter Friederike, die Jura studiert, hatte er schon als seine mögliche Nachfolgerin auf dem Chefsessel des Familienunternehmens auserkoren. Bis es so weit ist, wollte er ihr aber Zeit lassen. 2013 sagte Driftmann: "Da werde ich wohl noch zehn Jahre machen müssen."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: