Nachruf:Der Erfinder des Ü-Eis ist tot

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Anfang der Siebzigerjahre brachte Ferrero das Ü-Ei auf den Markt. Dessen Erfinder, William Salice, ist nun verstorben. (Foto: dpa)

Der Italiener William Salice hat nicht nur das Überraschungsei entwickelt, er war auch an der Erfindung von Nutella beteiligt. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Nachruf von Martin Zips

"Papi, komm heut' nicht so spät, ja?", sagt das Kind am Telefon. "Bringst Du mir auch was mit?" Der Vater antwortet: "Vielleicht 'ne Kleinigkeit." "Auja", ruft das Kind. "Was Spannendes! Und was zum Spielen! Und Schokolade!" "Das geht nun wirklich nicht", antwortet der Vater im Büro. In dem 25 Jahre alten TV-Spot wirkt der Mann ein bisschen überfordert (wenn der wüsste, was Eltern von Smartphone-Kindern heute durchmachen). Dann hat er die Idee: "Kinderüberraschung". Denn das mit einem Spielzeug gefüllte Schoko-Ei "erfüllt drei Wünsche auf einmal".

Tatsächlich war das Ü-Ei, wie es schon bald in Fachkreisen hieß, seinerzeit eine Sensation. In den 1970er Jahren, da sich der Heranwachsende noch zwischen Playmobil und Play-Big entscheiden musste und Zeichentrickfilme mit dem "Dux Elkino" betrachtete, war die Kombination aus braun-weißer Schokolade und einem in gelbem Plastik verkapselten Spielzeugbausatz ein täglicher Adventskalender. Durch kräftiges Schütteln versuchte der Käufer noch vor der Bezahlung herauszufinden, ob der Inhalt wirklich seinen Vorstellungen entsprach. Nach der Öffnung liebte er es, seine Geschwister mit dem ploppenden Kapseldeckel zu treffen, bevor er sich dem Zusammenbau von Schlümpfen, Autos oder Kreiseln widmete.

Erfunden hat das Überraschungsei der Italiener William Salice, Angestellter der Firma Ferrero, die einem bereits von herrlich fetten Brotaufstrichen bekannt war. Doch Salice, enger Mitarbeiter des Firmengründers Michele Ferrero und Mit-Entwickler von Nutella, bezeichnete sich - ob aus Bescheidenheit oder Loyalität - nie als Erfinder von "Kinder Sorpresa". Er nannte sich nur den "Ausführer einer Idee". Dass tatsächlich er es war, der an der Umwandlung eines österlichen Saisonartikels zum ganzjährigen Weltbestseller entscheidenden Anteil hatte, darauf weist der Bonus von 400 000 Euro hin, den ihm seine Firma ausbezahlte. Salice gründete damit eine Stiftung zur Förderung junger Talente.

Natürlich gibt es nach wie vor Kritik an der italienischen Eierspeise: Kinder sollen an Spielzeugteilen erstickt sein; Produktionsbedingungen der Happy Hippos seien grauenhaft; der Inhalt soll früher origineller gewesen sein. Doch ein Welterfolg wird das Überraschungsei auch 2017 bleiben. Schokolade, Spiel und Spannung, das geht immer. Traurig nur: William Salice hat jetzt im lombardischen Pavia im Alter von 83 Jahren für immer seine Augen geschlossen.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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