Nachfolger von Dijsselbloem:Portugiese Centeno wird neuer Eurogruppen-Chef

Nachfolger von Dijsselbloem: Mário Centeno im Finanzministerium in Lissabon

Mário Centeno im Finanzministerium in Lissabon

(Foto: AFP)

Er löst Jeroen Dijsselbloem als Vorsitzenden der Europäischen Finanzminister ab. Die Wahl ist ein klares Signal an Südeuropa.

Der Portugiese Mário Centeno wird neuer Vorsitzender der Eurogruppe. Die Finanzminister der Währungsunion haben am Montag in Brüssel den Nachfolger für den Niederländer Jeroen Dijsselbloem gewählt. Drei weitere Finanzminister hatten sich neben Centeno für den prestigeträchtigen Spitzenposten beworben: der Slowake Peter Kazimir, der Luxemburger Pierre Gramegna und die Lettin Dana Reizniece-Ozola.

Mário Centeno ist seit 2015 Finanzminister in Lissabon, zuvor arbeitete er bei der portugiesischen Zentralbank. Mit ihm wird ein Vertreter eines ehemaligen "Programmlandes" Eurogruppen-Chef. Portugal war in der Finanzkrise auf Kredite des Euro-Rettungsfonds angewiesen. Centenos Wahl ist ein starkes Signal in Richtung Südeuropa. Der frühere Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lobte ihn in Anspielung auf den Weltfußballer aus Portugal als "Ronaldo der Eurogruppe". Centeno, ein erklärter Fan von Benfica Lissabon, ist wie Dijsselbloem Sozialdemokrat. Die Christdemokraten haben auf einen eigenen Kandidaten verzichtet, da ihre Parteienvertreter bereits die Präsidentenposten der EU-Kommission sowie des Europäischen Rats und des Europaparlaments besetzen.

Sein Vorgänger, Jeroen Dijsselbloem, muss sein Amt als Präsident der Eurogruppe am 13. Januar aufgeben. Seine sozialdemokratische Partei PvdA ist nicht mehr Teil der neuen Regierung in Den Haag; und die hatte den Wunsch vieler Euro-Staaten abgelehnt, bevorstehende Wahlen und Regierungsbildungen abzuwarten und damit Dijsselbloem noch länger als Eurogruppen-Chef zu akzeptieren. Abgestimmt wurde in geheimer Wahl, nötig war die Unterstützung durch mindestens zehn der 19 Euro-Staaten.

Neben Centeno galt der Sozialdemokrat Peter Kažimír als aussichtsreicher Kandidat auf den Posten. Der 49-Jährige ist seit 2012 Finanzminister der Slowakei und damit einer der erfahrensten Mitglieder der Eurogruppe. In der Griechenland-Krise tendierte er zur deutschen Haltung. Ebenso wie Dijsselbloem sah Kažimír die Forderung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach einem großen Euro-Zonen-Haushalt skeptisch. Der Slowake vertritt lieber Schäubles Linie. "Er war für mich wie mein Lehrer", sagte Kažimír beim Abschied des langjährigen deutschen Finanzministers in der Eurogruppe.

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