Nachfolger von Christoph Franz:Passagier-Vorstand wird neuer Lufthansa-Chef

Carsten Spohr

Carsten Spohr wird neuer Lufthansa-Chef

(Foto: dpa)

Nun muss also ein Insider probieren, die Lufthansa wieder auf Kurs zu bringen. Carsten Spohr rückt aus dem Vorstand an die Spitze des Konzerns, der unter der heftigen Konkurrenz im Luftfahrtgeschäft leidet. Dem neuen Chef steht schon der erste Streik ins Haus.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Er ist bisher für das umsatzstarke Passagiergeschäft zuständig: Carsten Spohr wird zum 1. Mai neuer Chef der Lufthansa. Das hat der Aufsichtsrat entschieden. Spohr ist der Nachfolger von Christoph Franz. Der hatte vor vier Monaten angekündigt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen und zum Schweizer Pharmakonzern Roche zu wechseln.

Für Spohr geht nun schon mit 47 Jahren ein Lebenstraum in Erfüllung. Der ehemalige Linienpilot, der immer noch eine Lizenz als Kapitän für den Airbus A320 hat, steht allerdings vor einer Aufgabe, die kaum zu bewältigen ist: die von seinem Vorgänger Franz begonnene Sanierung des Unternehmens fortzusetzen. Spohr muss nun das System Lufthansa umbauen, in dem er groß geworden ist, teure und aus der Zeit gefallene Strukturen aufbrechen. Zugleich muss er das versuchen, was mindestens Franz und Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber in ihrer Zeit an der Konzernspitze nicht gelungen ist: eine Art von Betriebsfrieden wiederherzustellen.

Es ist eine Zerreißprobe, denn die Lufthansa leidet unter der Krise der Branche: In Europa haben die Billigfluggesellschaften ein Geschäftsmodell gefunden, das auch bei niedrigeren Preisen noch profitabel zu betreiben sind. Auf der Langstrecke wird es durch den wohl nicht zu stoppenden Aufstieg der drei großen Fluggesellschaften vom Persischen Golf - Emirates, Etihad und Qatar Airways - im einst so lukrativen Asiengeschäft immer schwieriger, noch eine ausreichende Präsenz aufrechtzuerhalten.

Um dem wirklich wirksam zu begegnen, ist wohl eine Radikalkur wie das von Franz entworfene Score-Programm nötig. Es soll dem Konzern von 2015 an 1,5 Milliarden Euro bringen. Rund 3000 Stellen in der Verwaltung werden gestrichen, früher war das undenkbar bei der streng auf Konsens gebürsteten Lufthansa.

Und das ist nicht das einzige explosive Thema: Spohr hat gemeinsam mit Personalvorstand Bettina Volkens beschlossen, die für die Piloten geltende und äußerst kommode Übergangsversorgung zu streichen, weil diese nun statt bis 60 bis 65 fliegen dürfen. Die Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) läuft bereits, für März oder spätestens April ist mit Streiks zu rechnen.

Spohrs Nachfolger im Vorstand ist noch offen. Der Aufsichtsrat will darüber bis Ende April entscheiden. Der Chef des Kontrollgremiums, Wolfgang Mayrhuber, könnte versuchen, dafür einen externen Manager durchzusetzen. Unternehmenskreisen zufolge hätte er auch schon viel lieber einen Externen an die Spitze stellen wollen.

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