Nach Zumwinkels Rücktritt:Frank Appel wird neuer Post-Chef

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Er war der Kronprinz, jetzt wird er schneller Chef als erwartet: Am Abend wählte der Aufsichtsrat den 46-jährigen Manager Frank Appel zum neuen Vorstandschef der Deutschen Post. Vor ihm liegt eine schwierige Aufgabe.

Caspar Dohmen

Er war der Kronprinz, jetzt wird er schneller Chef als erwartet: Der Aufsichtsrat hat am Montagabend Frank Appel zum neuen Vorstandschef der Deutschen Post gewählt. Der Manager übernimmt eine schwierige Aufgabe bei dem Gelben Riesen. Er muss das Expressgeschäft in den USA sanieren und eine Lösung für die Tochter Postbank finden.

Neuer Vorstandschef der Deutschen Post: Frank Appel (Foto: Foto: dpa)

Die Führungsfrage bei der Deutschen Post hatte sich plötzlich nach dem Rücktritt von Klaus Zumwinkel gestellt. Der bisherige Postchef wird der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verdächtigt. Nach der Durchsuchung von Wohnung und Büro musste er auf Druck der Bundesregierung zurückgetreten.

Der Bund ist über die staatliche Wiederaufbauanstalt KfW mit 31 Prozent der größte Aktionär bei dem Bonner Konzern, weshalb die Vertreter der Bundesregierung auch das entscheidende Gewicht bei der Bestellung eines Nachfolgers hatten.

Von der Unternehmensberatung McKinsey geholt

Frank Appel galt schon lange als der Kronprinz bei der Post. Zumwinkel selbst hatte den Manager von der Unternehmensberatung McKinsey geholt. Die enge Verbindung zu Zumwinkel hätte Appel nun allerdings den Spitzenjob kosten können.

Im Aufsichtsrat habe es intensive Gespräche darüber gegeben, wer der richtige Vorstandschef ist und ob Appel geeignet sei, hieß es. Bis zuletzt war unklar, ob sich die Vertreter im Aufsichtsrat schnell einigen würden.

Die internationalen Investoren bevorzugten den Finanzvorstand John Allan, der erhielt nun eine zweijährige Vertragsverlängerung. Doch der Bund und die Gewerkschaft Verdi plädierten am Ende für Appel. Einen Chef ohne Deutschkenntnisse für ein so urdeutsches Unternehmen wie die Post habe sich beim Bund wohl niemand vorstellen können, hieß es aus Aufsichtsratskreisen.

Und bei Verdi befürchtete man eine schärfere Gangart bei der Post unter Allan. Bereits im März stehen schwierige Tarifverhandlungen für die Postbeschäftigten an. So kam am Ende dann doch der langjährige Kronprinz zum Zuge.

Einstimmig vom Aufsichtsrat gewählt

Der Aufsichtsrat habe Appel einstimmig mit sofortiger Wirkung zum neuen Postchef gewählt, sagte der Post-Aufsichtsratschef Jürgen Weber nach einer gut zweistündigen Sitzung des Gremiums in Bonn. "Der Aufsichtsrat ist davon überzeugt, dass Herr Appel der Garant dafür ist, das Unternehmen strategisch zu stärken und die anstehenden Herausforderungen konsequent anzupacken", begründete Weber die Wahl.

Appel erhält einen Vertrag bis Ende 2012. Der 46-Jährige Neurobiologe war 2000 zur Post gewechselt und bereits zwei Jahre später in den Vorstand aufgerückt. Dort war er zuletzt für die wichtige Logistik-Sparte und das internationale Briefgeschäft zuständig.

Die Arbeitnehmer zeigten sich über die Entscheidung des Aufsichtsrats erfreut. Appel sei "eine gute Wahl", sagte Aufsichtsratsvizechefin und Verdi-Bundesvorstandsmitglied Andrea Kocsis.

Appel übernimmt den weltweit siebtgrößten privaten Arbeitgeber mit knapp 500.000 Beschäftigten zu einem schwierigen Zeitpunkt. Er kündigte bereits nach seiner Ernennung an, der Konzern werde mit Hochdruck an Entscheidungen zum US-Geschäft und zur Postbank arbeiten.

Das amerikanische Expressgeschäft ist schon lange das Sorgenkind des Konzerns. Trotz mehrjähriger Bemühungen verliert die Post hier stetig Geld. Erst im Januar hatte der Konzern weitere 600 Millionen Euro auf sein US-Engagement abschreiben müssen.

Auf der Tagesordnung dürfte auch die Fusion der Postbank mit einer der großen deutschen Privatbanken stehen. Deutsche Bank und Commerzbank haben bereits öffentlich Interesse an der Posttochter mit ihren 14,5 Millionen Kunden gezeigt. Die Bundesregierung bevorzuge eine deutsche Lösung, heißt es in Aufsichtsratskreisen.

Appel muss außerdem die weltweit mehr als 120 zugekauften Unternehmen in den Gesamtkonzern besser integrieren. Auch unter seiner Führung dürfte die Post zunächst auf weitere große Unternehmenszukäufe verzichten.

Auch die Frage, wie die Briefsparte der Post, bisher der gewinnträchtigste Bereich, die Folgen des Wegfalls des Briefmonopols seit Anfang des Jahres verkraftet, dürfte in den nächsten Jahren ein Dauerthema werden. Einen Wegfall von Arbeitskräften halten Experten für wahrscheinlich. Allerdings hat die Einführung des Mindestlohns für Briefzusteller der Post Luft verschafft. So musste mit der Pin-Group einer der Hauptkonkurrenten Insolvenz anmelden.

© SZ vom 19.02.2008/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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