Nach Veröffentlichung vertraulicher Daten:Bafin erstattet Anzeige

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Nach der Veröffentlichung einer streng vertraulichen Liste zu Vermögenswerten deutscher Banken zieht die Finanzaufsicht Bafin Konsequenzen - und schaltet die Staatsanwaltschaft München ein.

Wirbel um die 816-Milliarden-Liste der Bafin: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung schlummert in den Kellern der Banken ein Milliardenrisiko. Das geht aus einer Liste hervor, die der SZ vorliegt. Doch die Daten sind streng vertraulich. Nun hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf die Berichterstattung reagiert. Wegen der Veröffentlichung der Liste hat sie nun Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt - wegen eines möglichen Verstoßes gegen gesetzliche Verschwiegenheitspflichten darstellen. Deshalb habe das Amt die Staatsanwaltschaft München gebeten, strafrechtliche Ermittlungen aufzunehmen.

In dem vertraulichen Papier beziffert die Bafin die Risiken der deutschen Banken aus ausfallgefährdeten Krediten und toxischen Wertpapieren auf insgesamt 816 Milliarden Euro. Damit würde die Finanzkrise die deutschen Banken deutlich stärker treffen als bisher bekannt. Allein bei der Commerzbank sind nach der Bafin-Aufstellung Wertpapiere und Kredite im Wert von 101 Milliarden Euro von der Finanzkrise betroffen.

Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen sagte in Washington, einen Bericht der Bafin mit den darin genannten Summen kenne er nicht. Er hielte es für bedenklich, wenn eine solche Liste von Banken mit Details zu Risikoanlagen veröffentlicht worden sei.

Bundesbank-Präsident Axel Weber warnte in der US-Hauptstadt wie Asmussen vor einem leichtfertigen Umgang mit den genannten Zahlen. Hinter solchen aggregierten Daten könnten sich sehr unterschiedliche Dinge verbergen, warnte der Staatssekretär.

Weber plädierte für einen sehr vorsichtigen Umgang mit solchen Berichten. Das gelte wegen der Komplexität und Besonderheiten von bestimmten Wertpapiere wie auch wegen ihrer Preise, die sich jeden Tag änderten. Er könne nur davor warnen, aus einer solchen "eindimensionale Liste" auf die konkrete Betroffenheit einer Bank von bestimmten Risiken zu schließen.

Die Bafin warnte vor einer Fehlinterpretation der vertraulichen Liste. Es gehe darin um Portfolien mit unterschiedlicher Ausrichtung. Eingeflossen seien nicht nur toxische oder andere Wertpapiere, sondern unter anderem Vermögenswerte, die nach Angaben der Banken nicht mehr zur aktuellen Geschäftsstrategie passten und die daher ausgegliedert werden könnten.

Die Liste lasse keine Rückschlüsse auf eventuelle Risiken, Verluste oder gar die Bonität der aufgeführten Kreditinstitute zu. Bei den Angaben handele es sich unter anderem um Bruttobeträge. Risikovorsorge, Sicherheiten und Gegengeschäfte seien darin zum Beispiel nicht berücksichtigt, stellte die Behörde klar.

Die Bundesregierung will sich schnell auf ein Bad-Bank-Modell zur Entlastung deutscher Bankbilanzen von Schrottanlagen einigen. In einem Papier aus dem Bundesfinanzministerium war von einer Schätzung der Bafin von Risiken in Höhe von 853 Milliarden Euro die Rede. Dies sei eine Schätzung vom Jahresbeginn, das neue Papier der Aufsichtsbehörde nennt als Bewertungsstichtag den 26. Februar.

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