Nach dem Blackout in Italien:Terroranschläge auf das Stromnetz?

Aufgeschreckt von den Ausfällen in Italien, Großbritannien, Skandinavien und Nordamerika prüfen deutsche Netzbetreiber, ob Terroristen via Internet die Stromversorgung lahmlegen können.

Der Geschäftsführer des Verbands der Netzbetreiber (VDN), Konstantin Staschus, sagte der Berliner Zeitung: "Auch die Stromversorger stellen sich angesichts der Terrorismusdrohung, aber auch angesichts von Internetviren- und würmern diese Frage", ob Terroristen via Internet die Stromnetze ganzer Länder lahm legen könnten.

Für Deutschland könne er sich ein solches Szenario aber "kaum vorstellen", unter anderem weil die Lastverteilungssteuerungscomputer in der Energiewirtschaft überall sehr getrennt vom Internet gefahren würden, sagte der VDN-Geschäftsführer.

Alle Netzbetreiber hätten jedoch Expertengruppen eingerichtet, die sich intensiv mit den elektronischen Verbindungen zwischen den verschiedenen Stromsystemen befassten.

"In der Tat eine Häufung"

Staschus räumte ein, dass die Serie von Stromausfällen "in der Tat eine Häufung" aufweise, "wie es sie in vielen Jahren sowohl in Europa als auch in Nordamerika nicht gab".

Die Ursache des Blackouts in Nordamerika sei der deutschen Energiewirtschaft bis heute nicht vollständig klar. Mit Auskünften über die wirklichen Gründe hielten sich "die offiziellen Stellen in Amerika nach wie vor sehr zurück", sagte der VDN-Manager.

Auch über die jüngsten Stromausfälle in Skandinavien gebe es bis jetzt noch keine vollständige Klarheit, weil die Analysen noch nicht abgeschlossen seien.

Am Sonntag waren in Italien rund 57 Millionen über Stunden ohne Strom. Durch blitzschnelle Gegenmaßnahmen hat die deutsche Energiewirtschaft in der Nacht zum Sonntag offenbar verhindert, dass sich der Stromausfall in Italien und im schweizerischen Tessin auch auf das deutsche Stromnetz auswirken konnte.

Wie der Sprecher des drittgrößten heimischen Stromkonzerns, Vattenfall Europe (VE), Johannes Altmeppen, der Zeitung unter Berufung auf Netzfachleute seines Unternehmens erklärte, sind in Deutschland sofort Pumpspeicherwerke in Betrieb genommen worden, um Strom zu verbrauchen und um so ein Überschreiten der Normalnetzfrequenz von 50 Hertz in der Bundesrepublik zu verhindern.

Deshalb seien gleichzeitig auch Stromerzeugungsanlagen in Deutschland gedrosselt worden. Andernfalls hätte es im westeuropäischen Stromverbundnetz ausgehend von Italien eine Rückkopplung in Form überhöhter Netzspannung auch auf die Bundesrepublik geben können.

(sueddeutsche.de/AP)

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