Nach AKW-Pannenserie:Vattenfall laufen die Kunden davon

Der Energiekonzern hat in den vergangenen Monaten rund 100.000 Stromkunden verloren. Vattenfall war durch Pannenserien in seinen Atomkraftwerken unter Beschuss geraten.

In den beiden Kernmärkten Berlin und Hamburg seien in den vergangenen vier Monaten "etwa 100.000 Kunden" zu Wettbewerbern gewechselt, sagte Vattenfall-Chef Hans-Jürgen Cramer dem Nachrichtenmagazin Focus. Das sei "schmerzlich und nicht akzeptabel".

Vattenfall Cramer dpa

Sprecher des Vattenfall-Vorstands: Hans-Jürgen Cramer.

(Foto: Foto: dpa)

Der Kundenstamm von Vattenfall liege aber noch noch bei 2,7 Millionen Haushalten. Angesichts der zuletzt gestiegenen Strompreise wählen die Deutschen nach langer Zurückhaltung nun häufiger einen anderen Stromanbieter.

Allein in diesem Jahr wechselten nach jüngst veröffentlichten Schätzungen des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) bereits mehrere Millionen Stromkunden in Deutschland ihren Tarif oder ihren Anbieter. Insgesamt haben demnach 40 bis 50 Prozent der deutschen Haushalte mindestens einmal irgendwann einen neuen Tarif oder Anbieter gewählt. Ende des vergangen Jahres war es demnach erst ein Drittel. Öko-Strom-Anbieter verzeichnen derzeit großen Zulauf.

Trotz der jüngsten Pannen im Atomkraftwerk Brunsbüttel und des Kundenschwunds will der Energiekonzern Vattenfall den umstrittenen Meiler länger als bislang geplant am Netz lassen. "Vattenfall hat das Ziel, die Laufzeit zu verlängern", sagte Vattenfall-Chef Cramer. "Daran halten wir trotz der jüngsten Vorkommnisse fest."

Meiler bleiben vom Netz

Laut Atomausstiegsgesetz soll Brunsbüttel im Jahr 2009 vom Netz gehen. Dagegen will Vattenfall notfalls vor Gericht ziehen: "Möglicherweise werden wir das juristisch ausfechten müssen." Brunsbüttel war nach mehreren Pannen vor wenigen Wochen abgeschaltet worden. Auch im Akw Krümmel hatte es Zwischenfälle gegeben.

Die Kernkraftwerke werden nach Einschätzung der Atomaufsicht vom Donnerstag noch längere Zeit keinen Strom liefern. Seit Junis sind die Meiler vom Netz. "Und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben", sagte die für Reaktorsicherheit zuständige schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) am Donnerstag in Kiel beim Fachausschuss des Landtags.

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