Nach Abschaffung des Monopols:TÜV Süd will mit TÜV Nord fusionieren

Der TÜV Süd verhandelt mit dem TÜV Nord über eine Fusion. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Branchenkreisen. Ein Sprecher des TÜV Süd wollte dies aber nicht bestätigen. Den Informationen zufolge befinden sich die Gespräche bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.

Michael Kuntz

Vor allem müssen noch kartellrechtliche Bedenken geprüft werden, denn es gibt nur noch vier TÜV's in Deutschland. Falls die Aufsichtsräte der beteiligten Unternehmen zustimmen, könnte das fusionierte Unternehmen bereits zum Jahreswechsel seine Tätigkeit aufnehmen.

Sitz des neuen TÜV soll München werden. Als Chef ist der TÜV-Nord-Manager Guido Rettig im Gespräch. Der jetzige TÜV-Süd-Chef Peter Hupfer wird nicht mehr dabei sein.

Er will bereits Ende Mai im 64. Lebensjahr in den Ruhestand wechseln. Den Kreisen zufolge soll stellvertretender Vorstandsvorsitzender Axel Stepken werden, der gegenwärtig beim TÜV Süd unter anderem für das Industriegeschäft und die Aktivitäten im Ausland zuständig ist. Auch der Finanzvorstand beim TÜV Süd, Peter Klein, könnte in das dreiköpfige Führungsgremium aufrücken, heißt es.

Der TÜV Süd hat 11.000 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro, der TÜV Nord schaffte mit 6600 Mitarbeitern einen Erlös von 610 Millionen Euro.

Mit den beiden Unternehmen TÜV Süd und TÜV Nord würden sich der Marktführer und die Nummer drei unter den TÜV's zusammenschließen zum zweitgrößten Dienstleister dieser Art weltweit nach der schweizerischen SGS Societé Generale de Surveillance.

Die Unternehmen könnten das Netz ihrer Niederlassungen enger knüpfen. Vor allem aber stellen sie sich ein auf die Deregulierung des Industriegeschäfts. Das Monopol für die Überwachung neuer Anlagen fiel bereits 2007, im kommenden Jahr soll die Prüfung der sogenannten Altanlagen folgen. Ausländische Anbieter stehen schon bereit und es wird ein harter Wettbewerb erwartet.

Ein weiterer Vorteil wäre es für TÜV Süd und TÜV Nord, nicht mehr doppelt investieren zu müssen zum Beispiel in so aufwendige Technologien wie den Nanobereich, Wasserstoff und Satellitennavigation. Außerdem halten viele Kunden den TÜV ohnehin für eine einzige Organisation und sie verstehen nicht, dass der Begriff noch für vier Unternehmen steht.

Eine Fusion müsste von den Kartellbehörden genehmigt werden. Denn die Branche ist übersichtlich. Es gibt außer den beiden Unternehmen den TÜV Rheinland und den TÜV Saarland. Anfang der 90er Jahre waren es noch 18 TÜV-Organisationen in Deutschland.

Zu einem Stellenabbau müsse es bei einer Fusion nicht unbedingt kommen, heißt es in den Branchenkreisen. Unter dem Strich hätten die einstigen Technischen Überwachungsvereine ihr Geschäft so erfolgreich ausgebaut, dass sie heute insgesamt deutlich mehr Mitarbeiter beschäftigen als vor den Fusionen.

Ein Name für den angestrebten Zusammenschluss steht angeblich noch nicht fest. Einig seien sich die Verhandlungsteilnehmer bisher lediglich darüber, dass der neue Konzern weder TÜV Nord/Süd noch TÜV Süd/Nord heißen soll.

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