Munich Re:Rückversicherer bunkert Gold in geheimem Tresor

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Goldbarren der Deutschen Bundesbank. (Foto: dpa)
  • Der weltweit größten Rückversicherer, Munich Re, sieht sein Geschäft von den Negativzinsen der EZB bedroht. Vor allem das Geschäft mit Lebensversicherungen leidet.
  • Um die Strafzinsen der EZB zu umgehen, lagert Munich Re nun Gold sowie einen zweistelligen Millionenbetrag ein.

Von Herbert Fromme, München

Munich Re kauft Gold und hortet Bargeld. Als Reaktion auf die negativen Zinsen hat der Rückversicherer neben Goldbarren "einen zweistelligen Millionenbetrag" in bar gelagert, sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard. Damit will er Strafzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) für Einlagen entgehen. Die genaue Summe und den Ort wollte er nicht nennen. "Es ist nicht hier im Haus."

Der weltweit größte Rückversicherer verwaltet Kapitalanlagen von 224 Milliarden Euro - der Schritt hat also eher symbolischen Charakter als eine reale Bedeutung für die Ergebnisse. Bomhard, der im April 2017 in den Ruhestand gehen will, nutzt ihn zur Untermalung seiner heftigen Attacke gegen die EZB und ihren Präsidenten Mario Draghi.

Er sei "fassungslos und entsetzt", sagte Bomhard zum jüngsten Zinsschritt der Zentralbank, die den Leitzins auf Null senkte. "Das ist offensichtlich das Ende der Geldpolitik." Kritik musste sich auch die Bundesregierung anhören. Sie müsse Stellung nehmen, ohne die Unabhängigkeit der EZB in Frage zu stellen.

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Negativzins schadet dem Unternehmen bei den Lebensversicherungen

Allerdings wollte Bomhard sich nicht festlegen, welchen Zinsschritt er statt der Absenkung verlangt. Stattdessen forderte er vom Zentralbank-Chef: "Draghi muss die Dinge beim Namen nennen." Er müsse den Märkten die Erwartung nehmen, dass die EZB die Probleme lösen könne. "An dieser Stelle muss Schluss sein", sagte er. "Das heißt nicht, dass die Zinsen erhöht werden müssen." Wie man an den USA sehe, sei das sehr schwer.

Die niedrigen Zinsen wirken sich negativ auf das Ergebnis des Konzerns aus, vor allem in der Lebensversicherung der Tochter Ergo. Dennoch verdiente das Unternehmen 2015 mit 3,1 Milliarden Euro fast dasselbe wie im Vorjahr. Seinen Anteilseignern zahlt Munich Re eine Dividende von 8,25 Euro pro Aktie, 50 Cent mehr als für 2014. Munich Re hatte 2015 Glück, denn milliardenschwere Großschäden durch Hurrikans oder Erdbeben blieben aus.

Mit großem Aufwand betreibt der Konzern den digitalen Umbau

Für 2016 hat Bomhard die Gewinnerwartung gesenkt. Das Ziel beträgt nur noch 2,3 Milliarden Euro bis 2,8 Milliarden Euro. Munich Re rechnet mit normalen Belastungen durch Naturkatastrophen und geringeren Erträgen aus Kapitalanlagen.

Außerdem wird der Gewinn noch aus einem anderen, hausgemachten Grund niedriger ausfallen. Bei der angeschlagenen Ergo sind hohe Investitionen nötig, um die veraltete IT auf Stand zu bringen und die Unternehmensstruktur zu modernisieren. Einzelheiten will der Konzern in wenigen Wochen nennen. Klar ist schon jetzt, dass die Obergesellschaft Geld geben wird. "Es geht nicht darum, die Ergo gesund zu sparen", sagte Bomhard.

Mit großem Aufwand betreibt der Konzern den digitalen Umbau. "Wir haben Partnerschaften mit 20 Firmen aus dem digitalen Bereich", sagte Vorstand Torsten Jeworrek. Mit dem US-Computerkonzern Hewlett-Packard arbeitet er zusammen, um Methoden zur Erkennung von Cyber-Risiken zu entwickeln, mit dem Biotech-Unternehmen Metabiota an der Früherkennung von Epidemien. Eigene Versuchsabteilungen, die "Innovation Labs", hat der Rückversicherer in München, Beijing und New York eingerichtet, um neue Ideen zu testen. Für die Nutzung großer Datenmengen richtet Munich Re Zentren für die Datenanalyse ein.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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